Rezension

Kurzweiliger Wohlfühlkrimi, jedoch ohne wirklich detektivisches Gespür der Hauptfigur.

The Maid -

The Maid
von Nita Prose

Bewertet mit 3 Sternen

Molly Gray ist 25 Jahre alt und arbeitet als Zimmermädchen in einem luxuriösen Hotel in London. Ordnung und Hygiene sind für sie das Maß aller Dinge, weshalb sie ihrem Beruf mit Leidenschaft nachgeht und unter den Stammgästen aufgrund ihres Fleißes und ihrer Diskretion beliebt ist. Ihre Routine gerät aus den Fugen, als sie eines nachmittags einen der Stammgäste, einen reichen Immobilienmagnaten, des ehrbaren Hotels tot in seinem Bett auffindet. Ermittlungen ergeben, dass Mr Black keines natürlichen Todes gestorben ist und Molly gerät durch ihr unbeholfenes Verhalten im Umgang mit andern Menschen unter Mordverdacht. 

Molly ist eine junge Frau, die von ihrer Großmutter aufgezogen wurde, die vor wenigen Monaten an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben ist. Von ihr hat sie das Faible zum Reinemachen und den Hang zur Perfektion übernommen. Sie lebt in festgefahrenen Strukturen, hat außerhalb des Hotels keine sozialen Kontakte und einige ihrer KollegInnen nehmen sie nicht ernst, denn Molly ist anders. Sie hat Probleme damit, Gesichtsausdrücke und Körpersprache zu deuten und Ironie zu verstehen. Offenbar hat sie leicht autistische Züge, weshalb ihr der Umgang mit anderen Menschen schwerfällt. Diese Einschränkung und ihr ungewöhnlich enger Kontakt zur Ehefrau des Toten werden ihr bei einer Befragung durch die Polizei zum Verhängnis. 

Der Roman wird vom Verlag als Cosy Krimi beschrieben. Er ist tatsächlich "cosy", denn es handelt sich nicht um einen brutalen Kriminalroman mit klassischen Ermittlungen zur Aufklärung eines Mordfalls. Der Roman ist nicht dem Genre üblich humorvoll, aber gemütlich, denn die Atmosphäre in dem vornehmen Grandhotel, in dem der Gast noch König ist, sorgt für Behaglichkeit. Durch die lange Einführung und detaillierte Beschreibung von Molly als Person, ihre Rückblenden in die Vergangenheit und das Kennenlernen ihrer Eigenheiten gerät die Krimihandlung in den Hintergrund, weshalb die Geschichte auch keine wesentliche Spannung aufbauen kann. Dafür sind die verdächtigen Personen für die/ den LeserIn auch zu offensichtlich. Auf Werte wie Freundschaft, Vertrauen, Solidarität und Zusammenhalt wird ein größerer Fokus gelegt als auf die Aufklärung des Mordfalls. 

Es ist durchaus unterhaltsam, wie sich Molly hilflos weiter verstrickt, andererseits empfindet man auch Mitgefühl für sie, denn sie ist eine Person mit dem Herz auf dem rechten Fleck. So hofft man, dass sie ihre wahren Freunde im Hotel erkennen und sich aus den Mordermittlungen herauslavieren kann. 

Wer aufgrund der Beschreibung einen Krimi à la Miss Marple oder Inspektor Columbo erwartet, wird vermutlich enttäuscht sein, denn so viel detektivisches Gespür hat Molly nicht. Deshalb passt auch der Unterteil "Ein Zimmermädchen ermittelt" nicht. Dennoch ist der Roman schon aufgrund Mollys eigenwilliger Persönlichkeit und ihrem "Talent" sich immer weiter in Schwierigkeiten zu bringen, kurzweilig und unterhaltsam und hat seinen eigenen Charme. Es ist letztlich ein Kriminalroman zum Wohlfühlen statt mit Nervenkitzel, bei dem man davon ausgehen kann, dass am Ende alles gut wird und Gut über Böse bzw. die Gerechtigkeit siegen wird.