Rezension

Thriller vom Feinsten!

Die Verlorenen -

Die Verlorenen
von Simon Beckett

Bewertet mit 5 Sternen

Diesmal muss ich das Fazit einfach vorwegnehmen:

Wow! Was hat Simon Beckett da für einen neuen Thriller abgeliefert! Komplex, undurchsichtig, hochspannend – so muss das sein! Ich bin begeistert und freue mich jetzt schon auf den nächsten Band.

 

Nach seiner Reihe um den forensischen Anthropologen Dr. David Hunter fand Beckett wohl, es sei Zeit für etwas Neues. Und recht hat er – dieses Buch beweist es. Doch um was geht es?

 

Im Mittelpunkt steht Jonah Colley, ein Polizist der Londoner Polizei. Er ist geschieden – die Ehe zerbrach, nachdem vor 10 Jahren sein kleiner Sohn spurlos verschwand. Und Jonah war schuld. Er war mit dem Kleinen auf einem Spielplatz, schlief auf der Parkbank kurz ein – und Theo war wie vom Erdboden verschwunden. Ein später gefundener Schuh legte die Tatsache nahe, dass der kleine Theo in die Kanalisation gerissen wurde. Weitere Ergebnisse förderte die polizeiliche Ermittlung nicht zutage und so war dies das offizielle Ergebnis. Nach 10 Jahren hat Jonah gelernt, mit der Tatsache zu leben, dass sein Sohn tot ist und er nie wirklich wissen wird, wie es dazu kam. Er verdrängt es bestmöglich.

 

Eines Tages erhält Jonah eine Nachricht von seinem früheren besten Freund Gavin, ebenfalls einem Polizisten, zu dem er allerdings seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Gavin bittet ihn eindringlich um Hilfe. Als Jonah zu der verabredeten Stelle am Slaughter Quay fährt, gerät er in einen Strudel der Gewalt – Gavin wurde ermordet und wird vor Jonahs Augen weggeschleppt. Da Jonah selbst verletzt ist, kann er dem Täter nicht folgen.

 

Als er im Krankenhaus zu sich kommt, spitzt sich die Situation zu. Jonah steht plötzlich im Mittelpunkt der Ermittlungen – denn gegen Gavin wurde offensichtlich intern ermittelt und die Polizei glaubt, dass Jonah in die Sache verwickelt ist. Es beginnt ein Katz- und Maus-Spiel, bei dem die Grenzen zwischen Gut und Böse mehr als einmal verschwimmen…

 

Simon Beckett ist es mit dem ersten Roman um Jonah Colley gelungen, einen atmosphärischen und extrem dichten Thriller zu spinnen, der auf keiner Seite an Spannung verliert. Falsche Fährten und wertvolle Spuren gibt es en masse, aber die Leser*innen können sich nie sicher sein, was davon ein Hinweis und was davon eine Sackgasse ist. Der Thriller ist äußerst clever konstruiert und der Autor spielt auch an einigen Stellen mit den Erwartungen seines Publikums. Es gab einige Zusammenhänge, die ich vermutet habe und mit denen ich auch richtig lag. Allerdings gab es mindestens genau so viele Überraschungen.

 

Auch wenn das Buch nicht mit einem klassischen Cliffhanger endet, so bleiben genug Fragen offen, um sich sofort den zweiten Band ins Regal zu wünschen.  

 

Es war eine rasante Fahrt durch das Dickicht der Londoner Unterwelt und man merkt, dass Simon Beckett einfach richtig gute Plots schreibt. Er weiß wie man Leser*innen an die Story oder an Figuren bindet, wie man sie verwirrt und überrascht und wie man ihnen einen Thriller bietet, der von der ersten bis zur letzten Seite Hochspannung garantiert. Für schwache Nerven ist das Buch sicherlich nichts, aber ich habe auch schon blutigere und abgründigere Thriller gelesen. Wer Beckett kennt, wird begeistert sein und wer ihn noch nicht kennt, erhält mit diesem Beginn der neuen Reihe die Gelegenheit, ihn lieben zu lernen. Ich für meinen Teil kann nur sagen: alles unter 5 Sterne wäre eine Beleidigung ;)