Rezension

Ein undurchsichtiger Plot mit vielen Überraschungen

Die Verlorenen -

Die Verlorenen
von Simon Beckett

Bewertet mit 4 Sternen

Eine Story, die zu fesseln weiß, auch wenn der Spannungsbogen nicht immer auf dem Höchstlevel verbleibt.

„Als Jonah das Blut roch, war ihm klar, dass er in Schwierigkeiten steckte.“ (der erste Satz)

Meine Meinung:
Der Start in diese Story ist bereits wahnsinnig fesselnd und unglaublich intensiv. Der Polizist Jonah Colley erhält nach Jahren eine Nachricht von seinem ehemals besten Freund Gavin, der ihn um Hilfe bittet und in ein verlassenes Lagerhaus an den „Slaughter Quay“, den „Schlachterkai“, bestellt. Das, was er dort vorfindet, lässt den Namen des Kais schreckliche Wahrheit werden…

Bereits nach diesem unglaublich spannenden ersten Kapitel hat mich der britische Bestsellerautor Simon Beckett („Die Chemie des Todes“, „Kalte Asche“) regelrecht gepackt und den Spannungslevel in die höchsten Höhen geschraubt. Im Folgenden geht es mysteriös weiter und nicht nur Jonah Colley fragt sich, in was für eine Geschichte er da hineingeraten ist, denn auf einmal eröffnet sich eine überraschende Verbindung, die weit zurück in Jonahs Vergangenheit führt. Plötzlich rückt ein Ereignis in den Fokus, das nicht nur Jonahs Ehe, sondern sein ganzes Leben zerstört hat. Entsprechend besessen kniet sich Jonah tief in den Fall und rückt so selbst in den Fokus der Ermittlungen.

Der Plot, den sich Simon Beckett für den Start seiner neuen Thriller-Reihe erdacht hat, hat es wirklich in sich. Er ist über weite Strecken absolut undurchsichtig und wartet immer wieder mit überraschenden Wendungen und Erkenntnissen auf, sowohl für die Leser*innen als auch für den Protagonisten. Erst zum Finale hin lichtet sich der Nebel und das komplette, überraschende Ausmaß dieses Falls wird sichtbar. Hier wird einmal mehr klar, wie perfekt Beckett sein Handwerk versteht.

Ein wenig enttäuscht hat mich allerdings, dass der Spannungsbogen nach dem furiosen Auftakt zwischendurch doch immer mal wieder ein wenig nachgelassen hat. Über den Rest des Buches hinweg gab es für mein Empfinden nur zwei bis drei Ereignisse, die für „Thrill“ beim Lesen gesorgt haben. Insofern würde ich dieses Buch eher als guten Krimi und nicht als nervenaufreibenden Thriller bezeichnen.

Begeistert hat mich aber Hörbuch-Sprecher Johannes Steck. Es ist ihm sehr gut gelungen, diesem Text Leben und den Charakteren Individualität zu verleihen. Viele der Figuren konnte man bereits an Stimmlage und Sprechweise wiedererkennen, wie etwa das Ekelpaket DI Jack Fletcher. Es hat großen Spaß gemacht, Steck zuzuhören und die Geschichte auf sich wirken zu lassen.

FAZIT:
Eine Story, die zu fesseln weiß, auch wenn der Spannungsbogen nicht immer auf dem Höchstlevel verbleibt.