Rezension

Ein (Hör)-Buch mit etwas Potenzial nach oben. "Jonah Colley" muss sich seinen Platz als Ermittler erst noch verdienen.

Die Verlorenen -

Die Verlorenen
von Simon Beckett

Als Jonah das Blut roch, war ihm klar, dass er in Schwierigkeiten steckte. Jonah Colley ist Mitglied einer bewaffneten Spezialeinheit der Londoner Polizei. Seit sein Sohn Theo vor zehn Jahren spurlos verschwand, liegt sein Leben in Scherben. Damals brach auch der Kontakt zu seinem besten Freund Gavin ab. Nun meldet Gavin sich überraschend und bittet um ein Treffen. Doch in dem verlassenen Lagerhaus findet Jonah nur seine Leiche, daneben drei weitere Opfer. Fest in Plastikplane eingewickelt, sehen sie aus wie Kokons. Eines der Opfer ist noch am Leben. Und für Jonah beginnt ein Albtraum...

Inhaltsangabe:

Seit über 16 Jahren arbeitet Jonah Colley bei der bewaffneten Spezialeinheit der Londoner Polizei. Der langjährige Scharfschütze musste in seinem Leben schon einige Schicksalsschläge hinnehmen. 
Vor zehn Jahren verschwand sein kleiner Sohn Theo spurlos beim Toben auf dem Spielplatz, während Jonah für einen kurzen Moment die Augen schloss. Nach intensiver Suche fanden die zuständigen Polizeibeamten nur einen Kinderschuh, dessen Fundort darauf hindeutete, dass der Bub in dem naheliegenden Gewässer ertrunken sein könnte. Da zu diesem Zeitpunkt keine Kinderleiche gefunden wurde, richtete sich zunächst auch ein Verdacht auf Owen Stokes- einen ungepflegten Obdachlosen. Doch die Beweislage entlastete diesen lückenlos. Bis heute plagen Jonah schreckliche Gewissensbisse, da er sich selbst für den Verlust seines Sohnes verantwortlich fühlt. Seine Ehe überstand diese Tragödie nicht und auch die Freundschaft zu seinem langjährigen Kumpel Gavin -einem Polizisten einer anderen Einheit- zerbrach. 
Doch plötzlich holt ihn die Vergangenheit mit all den schrecklichen Erinnerungen ein, nachdem Gavin bei Jonah anruft und diesen unerwartet um Hilfe bittet. Obwohl der Scharfschütze zunächst misstrauisch ist, möchte er jedoch seinem ehemaligen Freund helfen und fährt spät abends noch zu dem vereinbarten Treffpunkt. Die verlassene Lagerhalle "Slaughter Quai" bietet dem Scharfschützen ein grausiges Bild: Vier scheinbar leblose Körper eingewickelt in dicke Plastikplanen liegen auf dem Betonboden. Beim näheren Betrachten stellt Jonah schockiert fest, dass sich in einem dieser durchsichtigen, fest verschnürten Säcke Gavin blutüberströmt befindet. Total verstört nimmt Jonah in einem weiteren Sack ein menschliches Stöhnen war. Unverzüglich versucht er die Plastikplane zu öffnen um die schwer verletzte junge Frau vor dem Erstickungstod zu retten. 
Ehe er sich versieht wird Jonah brutal niedergeschlagen und nach einem heftigen Kampf auf Leben und Tod verliert er das Bewusstsein. 
Nach diesem Vorfall kommt Jonah Colley erst zwei Tage später im Krankenhaus wieder zu sich und gerät selbst in das Visier der beiden Ermittler- Detektive Fletscher und Bennet. 
Aus welchem Grund hat ausgerechnet Gavin nach über 10-jähriger Funkstille Jonah um Hilfe gebeten? 
Um wen handelt es sich bei den Leichen in den Plastiksäcken und können die für diesen Fall eingesetzten Detektives mit Hilfe von Jonah Licht ins Dunkel bringen?

Eigene Meinung:

Nach über sechs David Hunter (Hör)-Büchern und einer Kurzgeschichte ist für Simon Beckett nun die Zeit gekommen, einem anderen Protagonisten die Bühne zu überlassen. Jonah Colley, Scharfschütze einer bewaffneten Spezialeinheit nimmt nun dessen Platz ein. 
Hunter-Fans kommen nicht umhin Vergleiche mit der neuen Hauptperson zu ziehen. Denn was dem Hörer von vorne herein sofort auffällt: auch Colley hat sein Päckchen zu tragen. In Teil 1 "Die Verlorenen" erfährt man von Jonah's gescheiterter Ehe und von seinem Sohn Theo, der auf dem Spielplatz spurlos verschwunden ist, während der Scharfschütze nur kurz die Augen schloss. Gewissensbisse und die Ungewissheit was damals vor zehn Jahren wirklich passiert ist, lassen den Mitarbeiter der Londoner Polizei gebrochen und angreifbar wirken. 
Auch wenn der Einstieg in die Geschichte wie gewohnt total spannend ist, gibt es im Verlauf des Hörbuches dennoch Schwachstellen, die untypisch für Beckett sind. Während sich Jonah nach dem Anruf seines einstigen Freundes in das verlassene Lagerhaus begibt, manövriert er sich immer tiefer in Schwierigkeiten hinein, die für mich oftmals nicht nachvollziehbar waren. Auch ermittlungstechnisch fehlten mir präzise Schilderungen und wendungsreiche Twists, die Beckett in seinen vorigen Büchern gekonnt in Szene setzte. 
Obwohl für mich schon nach kurzer Zeit klar war, in welche Richtung die Handlung führt, war ich über die Beweggründe mancher Geschehnisse sehr gespannt und wie der Schriftsteller diese realistisch umsetzt. Wie auch schon bei den David Hunter- Hörbüchern übernimmt auch hier wieder Johannes Steck den stimmlichen Part, der wie gewohnt überzeugt. Nichtsdestotrotz bin ich jetzt schon gespannt, wie Beckett in Teil 2 die Reihe fortsetzen wird. 
Fazit: Ein (Hör)-Buch mit etwas Potenzial nach oben. "Jonah Colley" muss sich seinen Platz als Ermittler erst noch verdienen. 
Meine Bewertung: 4 von 5 Sternen