Rezension

Nicht zu 100% meins

Die Verlorenen -

Die Verlorenen
von Simon Beckett

Bewertet mit 3 Sternen

Da ich die Hunter-Serie komplett gelesen hatte war ich mit dem guten Schreibstil des Autors vertraut. Das, was er zu Papier bringt, ist normalerweise ganz nach meinem Geschmack.

Das Buch hat – was sehr ungewöhnlich ist - keinen Prolog. Daher kann man zu Beginn keine Rückschlüsse auf die Handlung und das Ende ziehen. Ich finde das vorteilhaft, weil man sich so vollkommen auf die Handlung konzentrieren kann, ohne zu überlegen, wie der Prolog da reinpasst.

Jonah, der Hauptcharakter, hat, wie mittlerweile üblich, ein schweres Päckchen zu tragen, was man in den immer wieder eingestreuten Rückblicken, die mich persönlich teilweise sehr traurig gemacht haben, erfährt.

Die ganze Geschichte hat einen sehr persönlichen Hintergrund und dadurch will man eigentlich gar nicht aufhören, weil man natürlich auch die Geschichte hinter der Geschichte unbedingt lösen möchte.

Daneben hat das Buch an sich ein hohes Tempo und es werden immer wieder Wendungen eingestreut, mit denen man nicht gerechnet hat. Es hat aber auch teilweise Handlungsstränge, die mich nicht so gepackt haben und in denen das Tempo extrem zurückgefahren wurde. Ich würde das für mich persönlich auf 70:30 ansetzen.

Das Ende hat mich dann sehr überrascht (mit so viel Abgezocktheit hätte ich nicht gerechnet), aber nicht überzeugt. Ich mag halt keine Helden, die immer wieder über Gebühr einstecken und trotzdem handeln können. Jonah hat sehr viel einzustecken und egal, was ihm angetan wurde: Er steht immer wieder sofort auf und macht weiter. Anderen hätten wochenlang im Krankenhaus gelegen. Das ist überhaupt nicht mein Ding.

Deshalb bin sehr zwiegespalten, was das Buch angeht.
Zum einen hat mir die Hilfe bezüglich des Kopfkinos gefehlt. Es gab keinerlei Beschreibung von Jonah, weder Aussehen noch Alter. Ich gehöre zu den „visuellen“ Lesern, bin gerne mittendrin und stelle mir die Geschichte im Kopf vor und lebe sie mit. Da ist es schon hilfreich, wenn man weiß, wie der Autor sich eine Hauptperson vorstellt und für das Verhalten wäre ein Alter sehr wichtig. Ich habe Jonah daher für mich bei Mitte 30 angesiedelt.

Was mir auch sehr gefehlt hat waren Zeitangaben. Wann ist was passiert, wieviel Zeit ist zwischen den einzelnen Handlungssträngen vergangen. 1 Tage, 1 Woche oder mehr? Das hat es für mich unnötig schwer gemacht, das Verhalten von Jonah und anderen Personen in den jeweiligen Kapiteln vollständig nachzuvollziehen.

Alles in allem vergebe ich für die Geschichte 5*, ziehe aber für die Darstellung des „Superhelden“ und den fehlenden Angaben (Beschreibung Jonah und Zeitangaben)  2 * ab.