Rezension

Ungewöhnliche Coming-of-Age-Story über Traumata und Hoffnung

Der Junge, der das Universum verschlang -

Der Junge, der das Universum verschlang
von Trent Dalton

Bewertet mit 4 Sternen

Eine spannende Erzählung mit erinnerungswürdigen Romanfiguren, die das Erwachsenenwerden, unter traumatischen Bedingungen, in hoffnungsvoller Form betrachtet.

Ich-Erzähler Eli Bell und sein Bruder August sind ganz besondere Jungs. Sie sind wie Yin und Yang und doch unzertrennlich. Eli ist der fantasievolle Geschichtenerzähler, der sich stets „Warum nur, warum?“ fragt und Gus, der stille Weise mit dem großen Herzen. Seit einem traumatischen Erlebnis hat er aufgehört zu sprechen und schreibt Worte in die Luft - eine Art Geheimsprache zwischen Gus und seinem Bruder. Eli ist der fantasievolle Junge mit den verrückten Ideen, der mit dem unbändigen journalistischen Interesse für kriminelle Machenschaften, der sich verliebt, der stets Glück und Pech zugleich hat, durchbrennt, eine Vision hat und einfach alles gibt, um abzuheben. „Der Junge, der das Universum verschlang“ erzählt die Geschichte ihres Heranwachsens bei zwei Drogendealern und einem Ex-Häftling, dessen Liebe, Freundschaft und Weisheit sie alles durchstehen lassen, was an Brutalität und Drama folgen wird. 

Im Laufe des Buches fühlt sich Eli wie „ein vom Schicksal hin und her gefegter Steppenroller des Wirrsals und der Verzweiflung.“ Als Leser leidet man mit ihm, aber diese, für Eli ungünstigen Wendungen, bereiten Lesevergnügen, das mit zunehmender Seitenzahl stetig ansteigt und in einem spannenden Finale gipfelt.

Die Schreibstil hat mich zugleich begeistert und frustriert. Raffiniert wird die Handlung aufgebaut, damit sich am Ende alles zusammenfügt. Auf großartige Wiese lässt sich dadurch auch die Weiterentwicklung der Protagonisten glaubhaft darstellen. Eingebaute „magische“ Geheimnisse und spannende Passagen bieten Abwechslung. Genau wie die gekonnte Erzählweise, die auch schon mal zwischen den Zeitebenen wechselt, wenn Eli rückblickend von seiner Handlungen berichtet, dessen Konsequenzen bereits eingeleitet wurden. Das konnte mich alles begeistert, während viel zu lange Sätze, bei denen sich ein Nebensatz an den anderen reiht, meinen Lesefluss gebremst haben. Auch unzählige Nebensächlichkeiten von Mr. Einzelheiten aka Eli Bell haben zwar ihren Charme, aber auch den faden Beigeschmack der Belanglosigkeit und sind durchaus für einige Längen verantwortlich. Das führte bei mir dazu, dass ich das Buch deutlich langsamer lass, als gewöhnlich, und erst ab der Mitte des Buches den dringenden Wunsch verspürte, sofort weiterlesen zu wollen, wenn das Kapitel zu Ende war.

Fazit: Wie sich zeigt, gestaltet Trent Dalton die Wahrheiten des Lebens neu und spielt mit der Magie des Universums und dessen Zufälligkeiten. Die Idee und das Konzept des Buches konnten mich trotz der angesprochenen Schwächen überzeugen und ich mochte besonders die erinnerungswürdigen Figuren, allen voran den Houdini des Ausbrechens. 

Wer gern Coming-of-age Romane liest, kluge Gedanken, interessante Figuren und einfallsreiche Wendungen mag ohne vor ausschweifenden Details zurückzuschrecken, dem sei dieses Buch empfohlen.