Rezension

(K)ein klassischer Bildungsroman

Der Junge, der das Universum verschlang -

Der Junge, der das Universum verschlang
von Trent Dalton

          „Ich bin erst zwölf, doch Slim ist der Meinung, dass ich die krassen Geschichten schon abkann.“
Brisbane, 1983:
 Eli Bell, dessen Bruder August stumm ist, hat es nicht leicht. Seine Mutter sitzt im Gefängnis, sein Stiefvater Lyle dealt, der leibliche Vater hat sich längst aus dem Staub gemacht, an dessen „Gesicht“ kann sich Eli „kaum erinnern“.   Gibt es überhaupt einen ehrlichen Menschen im Umfeld des zwölfjährigen Jungen? Auch der Babysitter Slim nahm es nicht so genau mit dem Gesetz. Doch Eli ist fest entschlossen, ein guter Mensch zu werden, und er hat einen Traum – er möchte Journalist werden… 
Der Journalist Trent Dalton präsentiert mit „Der Junge, der das Universum verschlang“ zwar keine Autobiographie, seine Erlebnisse haben ihn jedoch zur Ausarbeitung des Romans inspiriert. 
Es ist keine idyllische (und erst recht keine romantisierende) Coming-of-Age story, die entworfen wird, da der Autor drastische Gewaltszenen in die Geschichte einbaut. „Der Junge, der das Universum verschlang“ ist sicher keine Wohlfühllektüre, das Australien des Protagonisten bietet keinen Strand - Kitsch, nach Buschromantik kann man lange suchen. Insofern ist es ein bedrückender Bericht, aber es gibt auch poetische Momente und durchaus humorvolle Passagen in der Geschichte, und natürlich, wie kann es bei einem Heranwachsenden anders sein, soll auch die Liebe noch eine Rolle spielen.  Stil und Sprache machen die Geschichte so besonders; eine knappe, präzise Schilderung der Dinge darf man als Leser jedoch nicht erwarten: Eli fabuliert gerne, und so schweift er in seinem Bericht immer wieder ab. Traum und Wirklichkeit vermischen sich, man fragt sich oft, wie die knallharte Lebensrealität des Ich-Erzählers ihn nicht die Hoffnung verlieren lässt. Seine Situation ist schlecht, er muss einige Rückschläge einstecken, bevor es endlich aufwärts geht. Auch als sein Erzeuger wieder in das Leben der Familie tritt, stellt sich nicht unverzüglich ein happy ending ein: Vater Bell ist ein abgehalfterter Alkoholiker, aber er ist bereit, für seine Jungs zu kämpfen. Die Figurenzeichnung ist insofern filigran, da die Personen nicht auf ihre schlechten Eigenschaften reduziert werden; das macht ihre Handlungen nachvollziehbar. Beim Lesen durchlebt man eine Achterbahn der Gefühle, Elis Geschichte fand ich deprimierend, tragisch, aber auch lustig und anrührend. Die Protagonisten waren mir nicht immer unsympathisch, auch wenn es schräge Vögel sind.
„Der Junge, der das Universum verschlang“ ist ein lesenswerter Roman, der dem Leser Einiges abverlangt.

4,5/5