Rezension

Ein Abenteuer wie das Universum, das sich in kein Schema pressen lässt!

Der Junge, der das Universum verschlang -

Der Junge, der das Universum verschlang
von Trent Dalton

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein Junge zwischen Gut und Böse, auf der Suche nach dem richtigen Weg, seine einzige Waffe die Magie seiner Fantasie. Der australische Journalist Trend Dalton erzählt auf rund 550 Seiten in seinem Debütroman „Der Junge, der das Universum verschlang“, wie in den 8oern der Junge, Eli Bell, mit großer Fantasie in den Niederungen von Brisbane überlebt und dabei stetig der Frage nachgeht, wie man zu einem guten Menschen wird.

Eine kindgerechte Umgebung sieht wohl anders aus: Seine Mutter, die mit wechselnden Lebenspartnern Drogen konsumiert, dealt - und wie Eli es formuliert, - „die einem weiteren Vorort-Wolf aus Südost-Queensland glaubt, dass er sich in ein Schaf verwandelt“, landet schließlich unter dubiosen Umständen im Gefängnis. Der Stiefvater wird dabei entführt und getötet. Der leibliche Vater kämpft mit Alkohol und Panikattacken, die Eli und seinen hochbegabten Bruder einst fast umgebracht haben, und sein Babysitter ist Slim Holliday, ein verurteilter Mörder.  In diesem Milieu wachsen die Jungen auf und sind dennoch etwas ganz Besonderes, denn sie wollen nicht mehr als die Antworten auf existentielle Fragen und finden sie erstaunlicherweise manchmal genau dort, wo sie keiner erwartet hätte. Denn das Universum ist eben nicht nur schwarz oder weiß. Und so erklärt ihnen z.B. der verurteilte Mörder Slim das Wesen des Menschen, der etwas Gutes und etwas Schlechtes in sich habe. Das Schwierige an der Sache sei, zu lernen, immer gut zu sein und niemals schlecht und dass der Sinn des Lebens darin bestehe, zu tun, was richtig ist, nicht das, was einfach ist. Dieses Motto beherzigend nimmt das Abenteuer des Erwachsenwerdens seinen Lauf, gepaart mit einer mystischen Prophezeiung, dem blauen Zaunkönig….

Das unglaubliche Elend des Milieus, das durch Elis kindlichen Blick und seine Beschreibungen mittels der gewählten Erzählperspektive ins Unendliche gesteigert wird, kontrastiert mit der größtenteils poetischen Sprache und macht diesen Text zu einem ganz besonderen, den man gerade im letzten Drittel nicht aus den Händen legen kann. Das Buch ist ebenso ein Abenteuer wie das von Eli beschriebene Universum, das sich in kein schwarz-weiß Schema pressen lässt. Ist es eine Coming-of-Age-Geschichte? Ein Entwicklungs- oder Abenteuerroman, Thriller, eine Kriminalgeschichte oder gar Fantasy? Es ist von allem etwas, gepaart mit Poesie, Spannung und Magie. Ebenso realistisch wie unrealistisch, mal (sprachlich) rau, mal ganz sensibel, mal ernst, mal lustig, eben so bunt wie das Universum, immer jedoch wortgewaltig und eigenwillig.  

Ein ums andere Mal stellt sich der Leser die Frage, ob der Journalist Dalton mehr Eli ist, als er vorgibt?  Denn Eli wird vorgeworfen zu blumig, zu detailliert zu schreiben. Diesen Vorwurf kann man Dalton ggf. zu Beginn auch machen, da einige Episoden anfangs doch recht überflüssig wirken. Doch nachdem sich alle Handlungsstränge entfaltet haben, wird deutlich wie wesentlich sie sind.  Sicherlich gibt es die ein oder andere Passage, mit der ich als weibliche, europäische, nicht-Star-Wars-begeisterte Leserin relativ wenig anfangen kann, aber auch das gehört zu einer bunten Welt. Beide - Eli und Dalton - eint aber sicherlich der Enthusiasmus, der im Werk als wichtigstes Werkzeug eines Journalisten bezeichnet wird.

Was bleibt am Ende? So einige ungeklärte Fragen bleiben vordergründig offen, gerade auch in Bezug auf die Zaunkönig-Prophezeiung. Aber so muss der Leser wie Eli lernen, dass es in dieser Welt eben nicht auf alles eine Antwort gibt. Abschließend kann man daher sagen, dass dieser Text wahnsinnig vielseitig ist und eine positive, lebensbejahende Massage hinterlässt, auch in Bezug auf die offenen Fragen: Nutze deine Waffe: die Magie deiner Fantasie!