Rezension

Will zu viel, erreichte mich zu wenig

Der Junge, der das Universum verschlang -

Der Junge, der das Universum verschlang
von Trent Dalton

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eli Bell hat es nicht leicht: er wächst in den 80ern in ärmlichen Verhältnissen in den Vororten der Stadt Brisbane in Australien auf, mit einem Stiefvater und einer Mutter, die Drogen verkaufen und einem Bruder, der nicht mehr spricht. Sein bester Freund ist Slim, der Ausbrecherkönig des örtlichen Gefängnisses. Eines Tages wird Elis Stiefvater vom örtlichen Drogenbaron Tytus Broz wegen einiger Nebengeschäfte verschleppt, die Mutter kommt ins Gefängnis. Eli und sein Bruder Gus leben daraufhin beim depressiven und alkoholsüchtigen leiblichen Vater. Durch all diese Schicksalsschläge hindurch versucht Eli, Journalist zu werden, Tytus Broz das Handwerk zu legen und vor allem ein guter Mensch zu werden.

 

Das wunderschöne Cover hat mich auf „Der Junge, der das Universum verschlang“ aufmerksam gemacht. Es ist sehr passend gestaltet, nimmt nämlich Bezug auf eine Aussage von Gus, die dem Roman quasi einen Rahmen verpasst: „Dein Ende ist ein toter blauer Zaunkönig“. Mehr möchte ich hier nicht verraten. Auch der Titel findet sich oft in der Handlung wieder, denn Eli soll einmal sein Leben in drei Wörtern zusammenfassen, daher der Originaltitel „Boy swallows universe“.

Diese kleinen Details gefielen mir sehr gut an Trent Daltons Debütroman.

Dass dieser Roman autobiografisch geprägt ist und es den „Houdini von Boggo Road“ alias Slim Halliday tatsächlich gab, erfährt man im Nachwort. Trotzdem hat der Autor noch eine ordentliche Portion Magie und Fiktion draufgelegt.

 

„Der Junge, der das Universum verschlang“ ist ein Coming of Age-Roman, der durch die Charaktere aus der Handlung heraussticht, aber das Rad des Genres nicht neu erfindet. Die Nebencharaktere wie Gus, Slim oder auch Tytus sind nämlich interessanter als Eli selbst. Dieser drückt sich meist nicht wie ein Dreizehnjähriger aus, da spürt man doch den Erwachsenen hinter der „Feder“.

 

Die Handlung wird erst auf den letzten 100 Seiten so richtig interessant und auch spannend. Davor besteht die Handlung leider lediglich aus aneinandergereihten Episoden aus Elis Leben. Zumindest wirkte es so auf mich und mir fehlte der Zusammenhang bzw. rote Faden.

 

Meiner Meinung nach fehlt dem Roman ein wirkliches 80er Jahre-Flair. Der Autor versucht dieses durch hingestreute Erwähnungen von Fernsehsendungen, Politikern oder Stars der Zeit zu schaffen. Bei mir erzielte dies aber nicht den gewünschten Effekt, vielleicht muss man dafür Australier*in sein, wer weiß?

 

Wie in manchem Debütroman, will auch Trent Dalton in seinem Erstling zu viel und schießt leider so manches mal Ziel vorbei. Zum Beispiel verknallt sich Eli aus unerfindlichen Gründen in die zehn Jahre ältere Journalistin Caitlyn, die am Ende seine Gefühle erwidert. Diese ganze Liebesgeschichte empfand ich als aufgesetzt und unglaubwürdig.

 

Des weiteren gibt es mystische Elemente:

Mir wurde leider nicht ganz klar, wofür das rote Telefon steht und warum Eli darauf Anrufe erhält. Ist das alles nur in seinem Kopf?

Außerdem scheint Gus eine übernatürliche Begabung zu haben, er schreibt nämlich Wörter oder Sätze in die Luft, die sich später bewahrheiten bzw. einen Bezug zu späteren Ereignissen haben. Dies wird aber nicht näher erklärt und man muss es als gegeben hinnehmen.

 

Gus' Begabung fand ich gar nicht so schlecht, sie wirkte in einem Setting aus Drogenmilieu und Alkoholmissbrauch nur irgendwie fehl am Platz auf mich. Apropos Drogen, Alkohol und Gewalt: Eli ist von seinen Erlebnissen zwar vermutlich traumatisiert, er handelt aber nicht so, sondern wirkt erstaunlich resilient. Das erleichterte mir das Lesen an so mancher Stelle.

 

Meine Begeisterung beim Lesen schwankte auf und ab. Mal empfand ich die Handlung als zu lang gezogen, mal wieder ansprechend oder spannend. Es gibt beklemmende, aber auch unglaubwürdige Momente. Es bleibt die Frage, ob mir von diesem Roman viel im Gedächtnis bleiben wird. Die Geschichte hat mich nicht hundertprozentig erreicht. Auch bei meiner Bewertung schwanke ich zwischen drei und vier Sternen.

 

Ob euch „Der Junge, der das Universum verschlang“ langweilt oder vom Hocker reißt, wird wahrscheinlich Geschmackssache sein. Dies ist kein Heile-Welt-Roman trotz des pinkfarbigen Covers.