Rezension

Trauer macht stumm

Die Überlebenden -

Die Überlebenden
von Alex Schulman

Bewertet mit 4.5 Sternen

Nach dem Tod ihrer Mutter wollen die Brüder Benjamin, Nils und Pierre ihren letzten Willen erfüllen und ihre Asche am See an ihrem Sommerhaus verstreuen. Während der Vorbereitungen kommen eine Menge unterdrückte Gefühle zutage – und Erinnerungen an diesen einen besonderen Sommer im Ferienhaus.

Das Buch hat mich zum einen wirklich erschüttert, denn die Erzählungen aus der Kindheit der Jungs sind nicht schön. Die Eltern trinken und benehmen sich ihren Kindern gegenüber nicht unbedingt nett. Es gibt Gewalt – und auch das Verhältnis der Brüder untereinander lebt von einem ständigen Wettkampf um die Gunst der Eltern.

Ein traumatisches Ereignis beendet die Kindheit der Jungen – und auch ihr Verhältnis zueinander ist für immer gestört. Sie haben eigentlich keinen Kontakt, treffen sich selten und jetzt halt, als die Mutter im Krankenhaus stirbt. Die Familie und ihr Verhältnis untereinander machte mich betroffen und ließ mich das Buch oft zur Seite legen, um Gelesenes verdauen zu können.

Die Erzählweise des Buches ist besonders, denn der Autor erzählt die Geschichte von hinten nach vorn, so dass die Ereignisse rund um die Verstreuung der Asche vom Ende zum Anfang erzählt werden. Zwischen diesen Kapiteln sind Erinnerungen an Urlaube am See und spätere Ereignisse beschrieben, die klar machen, warum das Verhältnis der Jungs untereinander so gestört ist.

Insgesamt hat mich das Buch sehr mitgenommen und ich werde noch etwas Zeit brauchen, um die Geschichte zu verarbeiten. Es ist eine eindringliche Geschichte über eine Familie, in der vieles falsch läuft – und in der kein Familienmitglied in der Lage ist, seine Gefühle gegenüber den anderen zu äußern. Traurig!