Aufwühlend und erschütternd
Bewertet mit 5 Sternen
,Was ist passiert?', fragt sich Schulmann zu Beginn seines Debütromans und nimmt dabei Bezug auf sein eigenes Leben. Das Auseinanderleben zu seinen beiden Brüdern als autofiktionales Motiv in die Handlung eingespannt, legt er mit "Die Überlebenden" einen berührenden und aufwühlenden Roman vor, den ich sehr, sehr, sehr empfehlen kann.
Einen Tag vor der Beerdigung ihrer Mutter entdecken die erwachsenen Brüder Benjamin, Pierre und Nils beim Durchstöbern der Wohung nach letzten Erinnerungsstücken einen an sie adressierten Brief. Die Bitte, ihre Asche im angrenzenden See des alten Sommerhauses der Familie zu verstreuen, lässt die Brüder kurzerhand mit einer gestohlenen Urne durch Schweden fahren und dabei bemerken, wie fremd sie einander über die Jahre geworden sind.
In jenem abgelegenen Sommerhaus am See durchbricht ein Erzählstrang aus der Kindheit der Brüder die gegenwärtige Handlung. Ohne Freunde oder Nachbarn verbringen die Drei allein mit ihren Eltern einen Sommer fern der Zivilisation, dessen tragischer Ausgang die Familie für viele Jahre auseinandertreibt. Was ist also passiert?
Die jungen Brüder durchlaufen eine Kindheit voller seelischen und körperlichen Schmerz, der insbesondere dem erhöhten Alkoholkonsum der Eltern geschuldet ist. Alle drei buhlen fortlaufend um die Liebe und Zuneigung der Eltern, werden aber immer wieder zurückgewiesen und sich selbst überlassen. Ein Buch voller ungesagter Worte, mangelnder elterlicher Zuneigung und über ein niemals überwundenes Trauma, das viele Jahre später aufgearbeitet werden soll. Recht einfach und flüssig geschrieben, aber dafür ans Herz gehend und mit ergreifender Auflösung.