Rezension

Eine tragische Familiengeschichte

Die Überlebenden -

Die Überlebenden
von Alex Schulman

Bewertet mit 4 Sternen

Formal ist die Geschichte gekonnt aufgebaut. Zwei Handlungsstränge werden abwechselnd erzählt. Der erste beginnt damit, wie drei erwachsene Brüder die Asche ihrer verstorbenen Mutter an dem See verstreuen, an dem die gesamte Familie einst regelmäßig die Ferien verbrachte. Im Zweistundentakt werden die Ereignisse rund um die Beisetzung rückwärts erzählt. Der zweite schildert einen vergangenen Ferienaufenthalt, der in eine Tragödie mündete, über die anschließend jahrelang Stillschweigen bewahrt wurde und die insbesondere das weitere Leben des mittleren Bruders und Erzählers Benjamin prägte. Inhaltlich haben wir es mit einer Familiengeschichte zu tun, die nicht nur durch ein schlimmes Ende einer Ferienzeit zu einer besonderen wird, sondern auch deshalb, weil die Familie insgesamt ziemlich verkorkst ist. Die Eltern sind offensichtlich Alkoholiker, vernachlässigen die Söhne, haben zu ihnen so recht keine Beziehung. Diese wiederum rivalisieren untereinander und spielen sich gegenseitig aus. Insgesamt gibt es wenig Handlung, wozu es gut passt, dass wesentliche Passagen an einem ruhigen Waldsee angesiedelt sind. Die Auflösung der Tragödie ganz am Ende finde ich etwas unfertig. Für mich bleibt unerklärt, wie Benjamin, ein seinerzeit immerhin Neunjähriger, mehrere Jahrzehnte die Erinnerung völlig ausblenden konnte. Zudem macht es sich die Mutter zu leicht.
Ein gut lesbarer Familienroman.