Schmerzvoll
Bewertet mit 5 Sternen
"Die Überlebenden" ist schon eher ein literarisches Kunstwerk denn ein Roman. Mich hat das Buch sowohl von der Schreibweise als auch von dem Aufbau der Geschichte und erst recht durch den Inhalt überzeugt.
"Die Überlebenden", das sind die drei Brüder Nils, Benjamin und Pierre, wobei Benjamin mehr oder weniger die Rolle des Hauptprotagonisten einnimmt. Das Buch erzählt die Geschichte der drei Brüder, aus chrnologischer Sicht beginnend mit ihrem letzten gemeinsamen Familienurlaub in ihrem Sommerhaus und endend mit der Beisetzung ihrer Mutter. Die Brüder hatten es nicht leicht, denn die Beziehung ihrer Eltern ist nicht wiklich harmonisch und ein gewisser Konkurrenzkampf um die Liebe ihrer Eltern sorgt für Zwistigkeiten unter den Jungs. Während Benjamin und Pierre als Kinder sehr eng sind, hält Nils sich eher aus allem raus. Benjamin nimmt in der Familie hingegen die Rolle des Beobachters ein, der feinfühlig jeden Stimmungswechsel bemerkt, noch bevor er sichtbar wird. Ein Unfall geschieht und reißt die Brüder emotional auseinander. Als Erwachsene müssen sie ihre Mutter beisetzen und kommen dafür wieder zusammen, um über all das Unausgesprochene, das sie voneinander distanziert hat, endlich zu reden.
Die Geschichte wird aus zwei Richtungen erzählt. Der Tag, an dem die Mutter beigesetzt werden soll, wird in zweistündlichen Abschnitten rückwärts erzählt, während die gemeinsame Kindheit sowie auch die Zeit danach, bevor die Mutter stirbt, vorwärts erzählt wird. Auf diese Weise bekommt der Leser Baustein für Baustein dargelegt, was geschehen ist und warum die einst doch recht enge kindheitliche Bindung der Brüder am Ende kaum noch existiert. Hin und wieder stutzt man als Leser und wundert sich vielleicht über das ein oder andere Detail. Es kommt allerdings der Zeitpunkt, an dem man auch den letzten Baustein bekommt, der alles in ein anderes Licht rückt, sodass auch alles einen vollkommenen Sinn ergibt.