Rezension

Beklemmender Blick zurück

Die Überlebenden -

Die Überlebenden
von Alex Schulman

Bewertet mit 5 Sternen

Die Mutter der drei erwachsenen Brüder Nils, Benjamin und Pierre ist gestorben, und ihr Wunsch war, dass ihre Asche am See ausgestreut wird, wo sie früher jeden Sommer Urlaub machten. Die Brüder haben sich auseinandergelebt, sehen sich als Erwachsene selten und müssen feststellen, dass sie viele Kindheitserlebnisse verdrängt und noch nicht bewältigt haben. Einige haben sich zu Traumata entwickelt. Diese Rückblicke sind verstörend und ergreifend, und diese negative Sicht entwickelt sich peu à peu, denn zunächst hat man das Bild einer glücklichen Familie vor Augen, die ihren Urlaub in der Natur an einem See genießen. Auf diese Weise entwickelt sich eine permanente Spannung, denn man ist immer darauf gefasst, weitere bedrückende Details zu erfahren. Bei diesen tragischen Kindheitserfahrungen geht es um Alkoholmissbrauch der Eltern, daraus folgende Vernachlässigung der Kinder sowie mangelnde Zuwendung. Man erfährt immer mehr Details, die mich sehr schockiert haben.
Die Erzählung erfolgt auf zwei Zeitebenen, in der Gegenwart und in Rückblicken auf Erlebnisse der Kindheit und Jugend. Sehr erschüttert hat mich eine Szene von Tierquälerei, als ein kleiner Fisch lebend gebraten wird. Es gibt Zeugen dieser Tat, aber keiner macht was dagegen....traurig! Schlimm genug, dass keiner den Kindern beigebracht hat, dass man keine Lebewesen quält. Diese Gefühlslosigkeit wurde von den Eltern auf die Kinder übertragen, nur dass die Kinder damals nicht erkennen konnten, wie unzulänglich ihre Erziehung war. Heute im Blick zurück wird es klar.
Der Schreibstil ist leicht und gut verständlich, man liest fließend und gern mehr als geplant. Allerdings sollte man dieses Buch nicht als Strandlektüre wählen, denn einige Szenen sind schon sehr berührend, so dass man länger darüber reflektiert und Empathie durchlebt.
Die Protagonisten sind detailliert und authentisch beschrieben, allerdings ist mir keiner wirklich sympathisch, was bei mir aber auch kein Muss ist, wenn ich Romane lese. Ich hätte mir nur gewünscht, dass die Szenen mit Tierleid etwas weniger intensiv präsentiert worden wären. 
Ein empfehlenswerter Roman, der bewegt und den Leser auch noch nachwirkend beschäftigt.