Rezension

Auch Lektor*innen können gefährlich leben

In ewiger Freundschaft -

In ewiger Freundschaft
von Nele Neuhaus

Bewertet mit 4 Sternen

Was man im Winterscheid-Verlag überraschend zu spüren bekommt: gleich zwei Vertreter dieser Berufsgruppe kommen gewaltsam zu Tode - mit nur wenigen Tagen Abstand voneinander. Die Erste war vor kurzer Zeit erst ihren Job losgeworden - dem neuen Verlagsleiter gefiel ihre Illoyalität gegenüber dem Haus Winterscheid nicht. Und der Zweite war - so schien es - fest integriert in das personelle Gefüge des Verlages. Doch wenn man genauer hinsieht, was Pia Sander und Oliver Bodenstein natürlich tun, dann wackelte es doch gewaltig und es gab so einige Köpfe im Verlag, die ihm nicht grün waren.

Wobei die beiden - vor allem Pia - sogar persönlich in den Verlag involviert sind: ihr Exmann, der Pathologe Dr. Henning Kirchhoff, mittlerweile wieder ein guter Freund, ist neuerdings Krimiautor und wird als solcher vom Winterscheidt-Verlag betreut.

In dem offensichtlich ein Hauen und Stechen herrscht: mehr und mehr zeigt sich, dass eigentlich jeder einige Geheimnisse vor manch anderen zu verbergen sucht - manche werden damit erpresst, anderen wird auf andere Art und Weise zugesetzt.

Die beiden Mordopfer waren zu ihrer Schulzeit in den 1980ern Teil einer sehr eng verbandelten Clique, in der sich auch Götz Winterscheid, der im Sommer 1983 zu Tode kam, befand. Nach seiner Beerdigung erhielten überraschenderweise alle Mitglieder der Clique eine Festanstellung im Verlag seiner Eltern. Allerdings haben nicht alle so lange an dieser festgehalten wie die beiden Opfer.

Anscheinend konnte nur jemand aus diesen Reihen der Täter sein - denn das Wissen, das den Taten zugrunde liegt, kreist um einige wenige Tage im August 1983.

Ein Belletristik-Verlag und alles, was um ihn herum kreist, ist in der Tat ein fesselndes und packendes Setting für Leseratten. Doch leider war mir so, als wolle Autorin Nele Neuhaus sowohl hier als auch in der wie stets sehr lebhaft gestalteten Rahmenhandlung viel zu hoch hinaus - viel zu verschachtelt und weit hergeholt erschien mir diese.

Aber das macht nix: eine Nele Neuhaus macht - wenn überhaupt - nur Kleinigkeiten falsch und so habe ich auch diesmal mit großer Spannung und meistensteils auch mit Begeisterung gelesen!