Rezension

Zu viele Fragezeichen

Unsre verschwundenen Herzen
von Celeste Ng

Bewertet mit 2.5 Sternen

In dem Buch geht es um den Jungen Bird, der sich auf die Suche nach einer Mutter begiebt. Diese ist als ehemalige Rebellin gegen das in dem Roman herrschende Regime untergetaucht und schickt eines Tages plötzlich einen Brief an ihren Sohn mit einem Hinweis über ihren Aufenthaltsort.

Das Buch spielt in einem diktatorisch anmutenden Regime, in dem das eigene Denken unterdrückt und starker Rassismus gegen asiatische Menschen herrscht. Dadurch entsteht eine bedrückende Stimmung, die an Dystopien wie "1948" erinnert. Da man die Geschichte durch die Perspektive von Bird erlebt, bleibt allerdings der Hintergrund, warum es zu diesen politischen Verhältnissen kam, eher oberflächlich und im Laufe des Buches erschienen in meinem Kopf mehr Fragezeigen als Antworten.

Gerade die Situation des Vaters hätte mich sehr interessiert, dieser blieb jedoch durchwegs nur eine Randfigur während die Suche nach der Mutter den Mittelpunkt des Romans bildet. Etwas mehr eigegangen wird auf die Rolle der Mutter, die ihr Leben als Rebellin wichtiger nimmt als ihre Aufgabe als Mutter. Hier fehlte mir aber ein wenig der innere Konflikt. Das fand ich sehr schade, da mir bei den vorherigen Romanen der Autorin besonders die Charakterentwicklung und das Herausarbeiten der Stellenwerte der einzelnen Personen innerhalb der Gesellschaft immer gut gefallen haben. Mit diesem dystopischen Roman setzt sich die Autorin hier zwar große Ziele, konnte mich aber nicht ganz erreichen. Für eine gelungene Dystopie hätte ich mehr Hintergrund gebraucht!

Positiv erwähnen möchte ich auf jeden Fall noch den Schreibstil von Celeste Ng, der sehr metaphernreich und melodisch ist. Das passt zwar nicht unbedingt zur harschen Realität in der Geschichte, lies sich aber sehr schön.

FAZIT:
Die Autorin eröffnet einen Spielraum mit interessantem Hintergrund, bleibt allerdings recht oberflächlich, wodurch sich beim Leser mehr Fragen als Antworten ergeben. Auch wenn man sich gut in die Figuren einfühlen kann und der Schreibstil angenehm ist, konnte mich das Buch leider nicht überzeugen.