Rezension

Hat mich in den Bann gezogen!

Unsre verschwundenen Herzen
von Celeste Ng

Bewertet mit 5 Sternen

Schon die Serie "Little Fires Everywhere" nach dem Buch von Celeste Ng habe ich verschlungen, und genauso ging es mir bei diesem Buch. 
Im Groben geht es um den Jungen Bird, der mit seinem Vater in den USA in einer Dystopie in nicht allzu ferner Zukunft lebt. Doch er vermisst seine Mutter, die vor drei Jahren scheinbar aus dem Nichts die Familie verlassen hat.
Anfangs schien es etwas geheimnisvoll und schwer zu fassen, wie es zu dieser großen Veränderung im Leben der Familie kam. Genauso sind die beschriebenen Aufständen schwer einzuordnen, die sich immer auf "Unsre verschwundenen Herzen" beziehen.
Das Buch hat mich dennoch schnell in den Bann gezogen und durch die wunderschöne Schreibweise überzeugt. Seite für Seite lernt man mehr über die entworfene Welt, die unserer heutigen leider gar nicht so weit entfernt ist, wie man es sich wünschen würde. Das Schützen der amerikanischen Werte ist das oberste Ziel, und alles und jeder, der anders zu sein scheint, eine Bedrohung. Auch heute ist Rassismus gegenüber Menschen mit asiatischen Wurzeln ein Problem, und nicht nur in den USA.
Es ist daher packend zu sehen, wie der Spruch der verschwundenen Herzen, der aus einer Gedichtszeile von Birds Mutter stammt, Kräfte für den Widerstand mobilisiert und zur Parole des Protests wird.
Ein spannender Roman, der auf die gefährliche Richtung aufmerksam macht, in die unsere Gesellschaft sich bewegt und daher ein dumpfes Gefühl zurücklässt und nachdenklich macht.