Rezension

Dystopie mit Wahrheitsgehalt

Unsre verschwundenen Herzen
von Celeste Ng

Bewertet mit 3 Sternen

„Unsre verschwundenen Herzen“ von Celeste Ng macht alleine schon mit seinem Titel neugierig auf mehr. Was ist mit den verschwundenen Herzen gemeint? Warum sind sie verschwunden? Und können sie wiedergefunden werden? Anhand des Covers lässt sich da noch nicht so viel erahnen und mit dem Titel könnte jede Geschichte behandelt werden. Liest man sich dann jedoch den Klappentext durch, wird schnell klar, dass es sich hierbei um eine Dystopie handelt, die in unserer Welt gar nicht so unwahrscheinlich erscheint. Wenn dies aber die Wirklichkeit wäre, wäre es schrecklich.

 

Bird, ein zwölfjähriger Junge, lebt zusammen mit seinem Vater auf dem Campus von Harvard, denn dort ist sein Vater in der riesigen Bibliothek angestellt. Die beiden leben, nach dem Fortgehen von Birds Mutter, ein bescheidenes Leben. Sie verhalten sich unauffällig und leben so, wie es die Regierung für „normale“ und „richtig“ befindet. Denn vor gut zehn Jahren traten Gesetze in Kraft, die die amerikanische Kultur schützen sollen. Dabei trifft es oft asiatisch aussehenden Mitbürger der USA sehr hart, denn ihnen gibt man die Schuld an der damaligen Krise. Darunter fallen auch Bird und seine Mutter. Dies ist wohl einer der Gründe, warum sie ihren Sohn verlassen hat. Sie wollte ihn beschützen und davor bewahren aus der Familie gerissen zu werden. Denn genau das passiert unter anderem mit den Kindern asiatisch aussehender Familien: Sie werden aus ihrem gewohnten Umfeld genommen und in Pflegefamilien untergebracht oder zur Adoption freigegeben. Mit dem Verschwinden von Birds Mutter geht aber noch viel mehr einher… Und genau diese Hintergründe möchte Bird erfahren und stellt Nachforschungen an. Wird er seine Mutter finden und erfahren, warum sie ihn damals verlassen hat? Wird sich jemand gegen dieses System der USA stellen und versuchen etwas zu unternehmen um die entführten Kinder wieder zu ihren Familien zu bringen?

 

Vorab kann ich sagen, dass ich die Geschichte an sich sehr spannend finde. Ein Was-Wäre-Wenn-Szenario wie dieses ist gar nicht so unwahrscheinlich, das hat uns unsere bisherige Geschichte gelehrt. Schrecklich wäre es aber wirklich sehr, weshalb ich froh bin, dass es sich hierbei nur um eine Dystopie handelt. (Dies bedeutet aber nicht, das asiatisch stammende Menschen es in vielen Teilen der Welt nicht trotzdem schwer haben, wie wir im Nachwort des Buches erfahren). Was mit den asiatisch aussehenden Menschen passiert, ist wirklich grauenhaft und man mag sich das gar nicht so recht vorstellen. Sie haben kein Ansehen, verlieren ihre Kinder und müssen sich ruhig und unauffällig verhalten, damit ihr Leben geschützt bleibt. Was ist das dann für ein Leben? Oft war ich regelrecht geschockt über das, was in dem Buch passiert und wie die Menschen behandelt werden. Doch leider hat es mich nicht zu 100 % packen können. Der erste Teil des Romans wird aus der Sicht von Bird erzählt. Hier spielt das Kindliche noch mit rein und es ist etwas mysteriöser, da er auf der Suche nach seiner Mutter diversen Hinweisen folgen muss. Dennoch zieht sich dieser Teil schon sehr in die Länge. Später wechseln die Perspektiven und man sieht die Geschichte aus der Sicht von Birds Mutter. Ihre Gedanken ganz ungefiltert wahrzunehmen ist auch nicht schlecht, aber der erste Teil des Buches hat mir deutlich besser gefallen. Insgesamt fand ich die Geschichte aber sehr wirr und oft haben mir Erklärungen gefehlt. Die Geschichte hat sich auch sehr zäh dahingezogen und war durch den Schreibstil oft nicht so leicht zu lesen. Ich kam einfach nicht so gut und flüssig voran. Auch das Ende hat mich eher unbefriedigt zurückgelassen. Es lässt viel Platz für eigene Interpretationen und Spielraum, allerdings hatte ich doch noch so viele Fragen! Wie bereits gesagt, die Story an sich ist schon sehr spannend, nur leider hat mich die Umsetzung nicht wirklich überzeugen können. Das Buch hatte aber auch seine guten Momente, die ich nicht außer Acht lassen möchte. Es hat mich an manchen Stellen doch tief berühren können, aber dies wahren einfach nicht die vorherrschenden Gefühle.