Rezension

Erfüllte nicht meine Erwartungen

Der Klang der Wälder -

Der Klang der Wälder
von Natsu Miyashita

„Die Töne dehnten sich aus. Sie explodierten, wirbelten durcheinander, jagten sich gegenseitig, verschmolzen zu einem Klang. Wie konnte ein Instrument wie ein Klavier so etwas hervorzaubern? Von einem Blatt zu einem Baum, von einem Baum zu einem Wald bis zu einem Berg. Ich konnte bildhaft vor mir sehen, wie der Ton zu Klang, der Klang zu Musik wurde.“

Als der junge Tomura einem Klavierstimmer bei der Arbeit lauscht, fühlt er sich durch den Klang in die hohen, rauschenden Wälder seiner Kindheit zurückversetzt. Er fasst den Entschluss, das Handwerk des Klavierstimmens zu erlernen, doch bei aller Hingabe ist da doch stets die Angst vor dem Scheitern auf der Suche nach dem perfekten Klang. Als er das Klavier der beiden Schwestern Kazune und Yuni stimmen soll, muss er erkennen, dass es dabei um mehr geht als um technische Versiertheit – und es »den einen« perfekten Klang nicht gibt. Und als er Kazune, die angehende Konzertpianistin, dann spielen hört, spürt er die Bestimmung seines Lebens: ihr Spiel zum Strahlen zu bringen.

Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut, dann aber beim Lesen festgestellt: Da hatte ich mir mehr erhofft. Auf den ersten 100 Seiten hatte ich sogar mehrmals über einen Abbruch nachgedacht, aber hoffnungsvoll weitergelesen. Es gibt ein paar schöne, poetische Stellen (siehe Zitat oben), aber im Großen und Ganzen plätschert die Story langsam und eher ereignislos vor sich hin. Man könnte jetzt argumentieren, dass gerade diese Schlichtheit und die fehlenden Aufs und Abs den Reiz des japanischen Schreibstils ausmachen. Und ja, das stimmt und das mag ich an anderen Romanen auch sehr. Doch hier fehlte mir das gewisse Etwas, das diese Bücher trotzdem so besonders macht. Obwohl über die Liebe zur Musik und den perfekten Klang gesprochen wird, fehlt mir die Tiefe, das Herzblut, die Leidenschaft. Teilweise wirkte der Schreibstil auf mich zu verhalten, holperig und unausgegoren. Vielleicht war das aber auch beeinflusst durch die Charakterzüge des Hauptprotagonisten, der auf mich einen naiven, unbeholfenen, etwas scheuen und teilweise weltfremden Eindruck macht. Was soll ich sagen, es hat mich leider nicht berührt, obwohl ich die Idee zu dieser Geschichte immer noch besonders und vielversprechend finde.