Rezension

Poesie des Klavierstimmens

Der Klang der Wälder -

Der Klang der Wälder
von Natsu Miyashita

Bewertet mit 4 Sternen

In seiner Schulzeit erlebt der junge Tomura die Arbeit eines Klavierstimmers. Fasziniert von ihr beschließt er diesen Beruf zu erlernen. Doch durch den Besuch einer Schule für Klavierstimmer erlernt er nur das Handwerk, doch irgendwie hat er das Gefühl das ihm das Talent für die Kunst fehlt.
Wie begleiten Tomura wie er in seinen ersten Berufsjahren einige Kollegen begleitet und dabei unterschiedliche Herangehensweisen an die Kunst des Klavierstimmens kennenlernt.

Besonders die Figur des Tomuras hat mich mitfühlen. Der gesamte Roman ist aus seiner Sicht geschrieben, sodass seine Selbstzweifel mitreißen. Manche der anderen Figuren versuchen ihn trotz seiner Selbstzweifel immer wieder zu ermutigen, aber dadurch, dass man als Leser nur seine Perspektive erfährt, wird nicht klar, ob seine Selbstzweifel berechtigt sind oder eher vielleicht besser in seinem Beruf ist als er denkt.

Der Schreibstil des Romans ist sehr poetisch. Der Klang des Klaviers wird häufig mit Metaphern verbildlicht. Dieser Schreibstil wird auch im Rahmen der Geschichte eingebettet, da es notwendig ist, dass der Kunde seinen gewünschten Klang umschreibt, damit der Klavierstimmer die Arbeit nach seinen Wünschen erfühlen kann.

Auch hinterfragt der Roman immer wieder das Verhältnis von Handwerk und Kunst: Wie viel Entscheidungsmacht sollte der Künstler(Klavierstimmer) haben? Darf er seiner Meinung nach besten Klang aus dem Klavier hervorzaubern, auch wenn es der Kunde nicht wünscht? Inwiefern muss er die Wünsche des Kundens erfüllen? Wie viel Interpretationsspielraum lassen die sprachlich geäußerten Wünsche des Kundens? Weiß der Kunde genau, was das Beste für sein Klavier und seinen Spielstil ist?
Dabei werden verschiedene Antworten auf die Fragen gezeigt durch die unterschiedlichen Kunden und Klavierstimmer, die Tomura begegnet.

Die Geschichte an sich plätschert vor sich hin. Es gibt keinen Spannungsbogen. Die Stärken des Romans sind seine Darstellung eines sehr unsicheren jungen Mannes, die poetische Sprache und sein Ausloten vom Verhältnis von Handwerk und Kunst.