Rezension

Leise Worte, tiefe Wirkung

Der Klang der Wälder -

Der Klang der Wälder
von Natsu Miyashita

Bewertet mit 5 Sternen

Der Klang der Wälder lädt den Leser zu einer Reise nach Japan ein und ich bin dieser Einladung nur zu gerne gefolgt.
Der junge Tomura soll dem Klavierstimmer in der Schule die Tür öffnen. Was wie eine einfache, unwichtige Aufgabe erscheint, verändert sein Leben. Denn als der Klavierstimmer die Töne erklingen lässt, entsteht vor Tomuras Auge eine neue Welt, ein Wald. Er weiß jetzt, was er in seinem Leben will. Er möchte Klavierstimmer werden und das, obwohl er selbst nicht spielt.

Wir begleiten Tomura auf seinem Weg zum Klavierstimmer und lernen, dass das eigentliche Erlernen eines Berufes erst nach der Ausbildung beginnt. Wir begleiten Tomura von Klavier zu Klavier und eigentlich ist damit die Handlung des Buches auch schon beschrieben, denn der Zauber, der sich zwischen den Buchdeckeln befindet, liegt nicht in der Story, sondern in den Zwischentönen. Natsu Miyashita schreibt so, wie man sich Japaner vorstellt: ruhig, edel und tiefgründig. Wer sich auf dieses Buch einlässt, der erfährt viel über Naturverbundenheit, aber auch über den Weg zu sich selbst, über das Lernen und den Zweifel, wenn man feststellt, dass Lernen ein Fass ohne Boden ist und wahre Perfektion unerreichbar scheint.

Dieses Buch ist wie ein Musikstück. Es bietet jedem Leser ein anderes Erlebnis und holt ihn genau dort ab, wo er sich befindet. Dem Einen bringt es die Schönheit der Natur näher, dem anderen öffnet es das Tor zur Musik und wieder andere lernen über den Weg des Lebens. Es ist sicherlich kein Buch für jedermann, wie auch die Musik nicht jedem gefällt. Aber mich hat es in seinen Bann gezogen.

Den japanischen Buchhändlerpreis hat es jedenfalls völlig zurecht gewonnen.