Rezension

Der Klang der Wälder in leisen Zwischentönen

Der Klang der Wälder -

Der Klang der Wälder
von Natsu Miyashita

Bewertet mit 4 Sternen

„Der Klang der Wälder“ (aus dem japanischen übersetzt von Sabine Mangold) ist ein Buch, das durch seine feinen und nuancierten Zwischentöne besticht, ein Buch, das nicht durch eine aufgeregte Handlung überzeugt, sondern gezielt seine Perspektive auf die Schönheit dieser Welt richtet und jenen huldigt, die diese zu erkennen vermögen.

„Wie schön wäre es, wenn ich Klavier spielen könnte, um all die wundervollen Dinge wie Wald und Nacht ausdrücken zu können.“ (S. 14)

Wir begleiten den jungen Tomura, einst ein unscheinbarer Junge, der sich selbst als wenig spektakulär und besonders ansieht, bis er eine Begegnung mit einem Klavierstimmer hat, die seinen Blick auf die Welt fortan verändern soll. Tomura verliebt sich in den Klang, den der Stimmer während seiner Arbeit mit dem Instrument hervorbringt, es bringt etwas in ihm zum Schwingen, wessen er sich nie bewusst war. Die Melodien versetzen ihn gedanklich in die heimatlichen Wälder, mit denen er so vertraut ist. Lassen ihn die kühle Luft atmen, das Moos unter seinen Füßen spüren, das Rauschen der Bäume erahnen. Tomura wird vereinnahmt von diesem Gefühl. Er lernt, die Schönheit zu erkennen, die ihm fortan als ständiger Begleiter zur Seite steht und sein Leben erfüllt.

Und hier nähern wir uns auch der Essenz des Buches. Tomura, gefangen von der entfachten Leidenschaft, lässt sich zum Klavierstimmer ausbilden, ohne je Erfahrungen mit Musik gesammelt zu haben. Seine Herkunft spielt eine wesentliche Rolle, er wuchs in sehr einfachen Verhältnissen auf, in welchen die schönen Künste nie eine Rolle spielten, sondern ein sehr pragmatisches und arbeitsintensives Leben vorgelebt wurde. Diese Herkunft ist es wohl auch, die ihn immer wieder an sich zweifeln lässt, an seinem Talent für den Beruf. Wir sind die ganze Zeit nah bei unserer Hauptfigur, sie hält uns trotzdem aber immer auch auf Distanz. Eine große Dramaturgie darf man hier nicht erwarten, sondern eine sehr unaufgeregte Reise eines jungen Mannes, der erkennt, dass es nicht unbedingt Erfahrungen und Talent bedarf, sondern einer großen Portion Leidenschaft, um sehr gut in dem zu sein, was er liebt.

Ein kleines, sanftes Büchlein für ruhige und gemächliche Stunden für alle Leser, die leise Zwischentöne und das Schöne in der Welt genießen.