Rezension

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Klangwelten

Der Klang der Wälder -

Der Klang der Wälder
von Natsu Miyashita

Tomura hört zum ersten Mal bewusst den schönen Klang eines Klaviers. Jetzt steht ihm seine Zukunft vor Augen. Er hat keine Ambitionen selbst zu spielen: er will Klavierstimmer werden. Konsequent verfolgt der junge Mann sein Ziel. Nach der Schule gibt es aber noch eine lange zeit des Lernens. Denn außer handwerklichem Geschick benötigt ein Klavierstimmer vor allem eines: Erfahrung.
Ziel ist es natürlich den optimalen Klang einzustimmen. Doch was ist das? Dieser hängt von vielen Faktoren ab. Lernt Tomura. Vom Instrument, dem Zustand desselben, dem Ort wo es steht und natürlich auch von der Person die spielen wird. Er begleitet verschiedene Kollegen, die alle anders an ihre Arbeit heran gehen. Jeden Tag lernt er dazu. So sucht er nicht nur nach dem Klang, sondern auch nach dem Platz in seinem Leben, seiner Berufung. Eigentlich handelt es sich hier um einen Coming-of-Age-Roman. Allerdings einer, der sich auch viel mit der Welt des Klangs beschäftigt.

Sehr gut gefiel mir in diesem Zusammenhang, wie es Tomura gelingt den Klang auch mit anderen Sinneneindrücken zu vergleichen. Als ob er den Klang nicht nur hört, sondern auch sieht, riecht und fühlt.  Daran werde ich denken, wenn ich nach der Pandemie endlich wieder ein Klavierkonzert besuchen darf.
Sehr interessant ist hier auch wieder das Bild der japanischen Gesellschaft, das hier gezeichnet wird. Ein Junge vom Land zieht in die Stadt. Tomura ist immer der jüngste Kollege. Es ist für ihn ganz natürlich als erster im Büro zu sein und viele Hilfsdiente für seine Kollegen zu verrichten. Er ist immer sehr respektvoll im Umgang mit Kunden, Vorgesetzten und eigentlich mit allen Menschen. Er scheint kein Privatleben zu haben und ganz für seinen Beruf zu leben. Nicht das erste Mal, dass mir diese japanische Arbeitseinstellung begegnet. Das wirkt etwa altertümlich bis exotisch, dieser Einblick in die fremde Kultur.
Ich weiß nicht, ob mir das Buch gefallen würde, wenn ich selbst keinerlei Beziehung zu Musik hätte. Doch die habe ich und so war es für mich faszinierend in diese Welt hineinzublicken.