Rezension

Ein schwieriges Thema aus der Tabuzone geholt

Was bleibt, wenn wir sterben -

Was bleibt, wenn wir sterben
von Louise Brown

Bewertet mit 4 Sternen

Der Tod, das Sterben, die Trauer – all das sind Teile es Lebens und noch wird viel zu selten darüber gesprochen. Das war auch bei der Autorin der Fall, bis sie binnen dreier Monate, erst die Mutter, dann den Vater verlor. Mit ihrer Trauer kam sie weniger gut zurecht, aber sie beschloss einen offensiven Weg. Die Journalistin wurde zur Trauerrednerin und setzt sich ganz bewusst mit dem Thema auseinander. Nun lässt sie ihre Leser an Persönlichem, Geschichten Verstorbener und den Umgang mit der Trauer teilhaben.
Mir gefiel, dass das Buch von seiner Grundlage her positiv ist – trotz des schwierigen Themas. Es kommt auch kein mahnender Zeigefinger, der gemäß Ratgeber sagt, wann welche Trauerphase ist, wie man zu trauern hat und dergleichen. Im Gegenteil, die Autorin wendet sich dem Thema sehr sensibel zu – deutlich sensibler, als es ihre Mitmenschen teilweise nach ihrem schweren Verlust waren. Es gibt entsprechend auch keine harte Abfolge der Themen, vielmehr gleiten die kurzen Kapitel ineinander über – den roten Faden jedoch nie verlierend.

Fand ich viel Neues in dem Buch? Bis auf die Death Cafes, deren Existenz mir bis zum Lesen unbekannt war – eigentlich gar nichts Neues und trotzdem hat mir das Buch in kleinen Häppchen gelesen, gut gefallen und neue Perspektiven aufgezeigt. Mir gefiel auch ausgesprochen gut, wie offen die Autorin war bezüglich ihrer eigenen Trauer. Wie die Arbeit einer Trauerredner abläuft, wusste ich bereits, sonst wären das bestimmt Einblicke gewesen, die hier vielleicht lobend Anerkennung gefunden hätten. Nicht neu, aber dennoch gut, dass die Autorin sich dafür einsetzt, dass sich Menschen schon im Vorfeld Gedanken machen, wie sie gerne bestattet würden, welche Musik sie sich wünschen würden und dergleichen. Das sind Dinge, die es den Angehörigen leichter machen in einer Phase, die so schon schwierig genug ist. Und allgemein finde ich es sehr gut, dass sie den Tod und die Trauer mit dem Buch aus der einer Tabuzone zu holen versucht.

Mich hat das Buch zum Nachdenken angeregt und bestärkt in einiges Dingen – zum Beispiel sich dafür stark zu machen, dass Trauernde das tun dürfen, wie sie es wollen und brauchen und nicht, wie es die Gesellschaft so erwartet. Zudem spendet das Buch aus Hoffnung und Trost, wenn man sich entsprechend von der Autorin eine Weile durch das Buch tragen lässt.

Ich empfehle das Buch gerne weiter und vergebe 4 Sterne.