Rezension

Leben und Tod gehören zusammen – wie geht man mit Trauer um?

Was bleibt, wenn wir sterben -

Was bleibt, wenn wir sterben
von Louise Brown

Bewertet mit 5 Sternen

Eines der wichtigsten Bücher für mich: eine Trauerrednerin erzählt von ihren Erfahrungen und ihrer Einstellung zum Leben und zum Tod

An dieses Buch sollte man nicht mit irgendwelchen Erwartungen herangehen, wie ich es zuerst getan habe. Man sollte sich in Ruhe auf das einlassen, was Louise Brown mit dem ungewöhnlichen Beruf der Trauerrednerin zum Leben und zum Tod zu sagen hat, auch wenn einem ihre Gedanken und Berichte ein wenig ungeordnet vorkommen. Aber gerade durch die persönlichen Erfahrungen gewinnt das Buch eine gewisse Leichtigkeit, die dem Tod und der gedanklichen Beschäftigung damit ein wenig von seinem Schrecken nimmt. Denn wer denkt schon gerne an den Tod, an den eigenen, der unweigerlich kommen wird oder gar daran, Verluste zu erleiden, liebste Menschen zu verlieren!

Aber: wir sind alle sterblich, jeder wird irgendwann sterben und – vielleicht noch schlimmer – man wird Verluste erleiden, ein liebster Mensch stirbt und man erfährt Leid und Trauer. Zwar kann auch dieses Buch nicht davor schützen, aber es ist meine feste Meinung, dass man sich der Endlichkeit des Lebens bewusst sein muss und dass das positive Auswirkungen auf das Leben hat oder haben sollte.

Es hilft nicht, den Tod zu tabuisieren, ihn nicht anzusprechen, denn wenn er kommt, ist es umso schlimmer. Ich kann mir gut vorstellen, dass es sehr hilft, wenn man Vorbereitungen trifft und in Ruhe mit seinen Liebsten oder guten Freunden oder vielleicht auch mit wohlwollenden Unbekannten über das Thema spricht.

Und zu diesen Punkten hat Louise Brown viel zu sagen, viele Ideen, viele Anregungen. Dabei betont sie ausdrücklich im Interview am Ende des Buches, dass sie keinen Ratgeber schreiben wollte, sondern 'ein tröstliches und positives Buch, das nicht belehrend ist.' (247) Sie möchte einige ihrer Erkenntnisse mit den Lesern teilen und deutlich machen, was es heißt, sterblich zu sein und zeigen, wie man an seiner Vergänglichkeit wachsen kann. (19)

Und das ist ihr in meinen Augen hervorragend gelungen. Es gibt eine Fülle von wichtigen Gedanken und konkreten Anregungen, von denen ich einige bald in die Tat umsetzen werde.

Es geht um den Wert und die Bedeutung von Erinnerungen, um die Art, wie man anderen Menschen Trost spenden und sich würdevoll verabschieden kann (Erfahrungsberichte), es geht um die heilende und ablenkende Wirkung der Natur, um den Austausch mit anderen, das 'Sammeln' kostbarer Lebensmomente und vieles mehr.

Für mich ist es eines der wichtigsten Bücher, das ich je gelesen habe. Zwar werde ich weiterhin Angst vor Verlusten oder vor dem Tod haben, dieser großen Rätselhaftigkeit, aber ich sehe auch, welche Auswirkungen auf das Leben es haben kann und haben muss, wenn man sich der eigenen Endlichkeit bewusst ist.

'… die bittere Erkenntnis, dass nichts im Leben beständig ist und Liebe immer Verlust bedeutet.' (24)

Leid ist weniger eine Störung, sondern vielmehr Teil des Lebens, Verlust und Schmerz als Bestandteil des Lebens... (38)

Tod und Sterben muss aus der gesellschaftlichen Tabuzone geholt werden, denn der Tod lehrt einen etwas über das Leben: das Alltägliche zu schätzen, das Leben als Geschenk zu sehen, vor allem Tage ohne Sorgen und Verluste, schöne Momente zu schätzen und gedanklich abzuspeichern, das Zusammensein mit den Liebsten und Freunden zu genießen.

Noch mal: es ist eines der großartigsten und wichtigsten Bücher, die ich je gelesen habe, voller Herzenswärme, voller Anregungen und kluger Gedanken über das Leben und den Tod. Ich kann es jedem nur empfehlen.