Rezension

Grossartiges Buch!

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
von Alena Schröder

Bewertet mit 5 Sternen

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
Alena Schröder

Berlin, heute:
Die 27-jährige Doktorandin der Germanistik Hannah Borowski, besucht wöchentlich ihre Grossmutter Evelyn in der Seniorenresidenz.
Großmutter Evelyn ist distanziert, eingefahren, stur und gewohnt, dass die Menschen um sie herum ihre Befehle befolgen.
Wahrscheinlich würde Hannah gar nicht so oft zu Besuch kommen, hätte sie noch Eltern oder Geschwister, aber ihre Großmutter ist die letzte lebende Verwandte.
So staunt Hannah nicht schlecht, als sie bei ihrer Großmutter einen Brief einer israelischen Anwaltskanzlei findet, die ihre Dienste bei Restituierung von Raubkunst, anbietet. Hannah ist verwirrt, nie hat ihre Grossmutter etwas über jüdische Vorfahren oder vermisste Kunstschätze erzählt.
Bei weiterer Recherche findet Hannah jedoch heraus, dass ihre Urgroßmutter Senta in die jüdische Familie Goldmann eingeheiratet hatte. Aber warum hat Evelyn nie etwas über ihre Vergangenheit oder von den Nazis beschlagnahmter Kunst erzählt und schweigt auch weiterhin beharrlich? Und warum mischt sich auf einmal der dubiose Jörg Sudmann in ihre Recherche ein?

Rostock 1924:
Die 18-jährige Senta Köhler hatte so viele Träume: Sie wollte mit Lotte, ihrer besten Freundin, nach Berlin ziehen und Journalistin werden, in der Hauptstadt leben und tanzen gehen, aber jetzt ist sie von dem Kriegshelden Ulrich schwanger. Alle ihre Träume sind zerplatzt - sie muss Ulrich heiraten.
Als die kleine Tochter Evelyn geboren wird, wollen sich einfach keine Muttergefühle einstellen. Trude, ihre Schwägerin, kann eh alles viel besser als sie und so zerbricht die Ehe nach nur zwei Jahren. 
Senta verlässt das kleine Dorf ohne ihre Tochter und zieht nach Berlin, während Evelyn bei Ulrich und Tante Trude bleibt.
Senta bekommt in Berlin eine Stelle bei einer kleinen Zeitung und lernt dort den jüdischen Journalisten Goldmann kennen, dessen Vater ein Kunsthaus führt. Zum ersten Mal fühlt sich für Senta alles richtig an, doch dann ziehen die Braunhemden durch die Stadt - alle Anzeichen stehen auf Sturm.

Alena Schröder schreibt ihr Buch chronologisch auf zwei Zeitebenen: In der Gegenwart wechseln sich Hannah, Evelyn, der Doktor-Vater Andreas Sonthausen und Jörg Sudmann ab, während die Vergangenheit von Senta, der jungen Evelyn und Trude erzählt werden.

Auch wenn mir keine der Protagonisten sonderlich sympathisch waren, so habe ich das Buch inhaliert und weggesuchtet.
Der Schreibstil von Alena Schröder ist so fesselnd, das ich das Buch gar nicht aus der Hand legen konnte.
Grossartiges Buch, große Leseempfehlung und ganz sicher ein Jahreshighlight
5/ 5