Rezension

Ein vielschichtiger Roman, der mir sehr gut gefallen hat

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
von Alena Schröder

Bewertet mit 5 Sternen

Hannah ist 27 Jahr alt, versucht ihre Doktorarbeit zu schreiben und ihre einzige Verwandte ist ihre Großmutter Evelyn, die in einem Seniorenpalais wohnt. Diese ist mittlerweile 94 Jahre alt und lässt sich von Hannah mit Vitamintabletten u.ä. versorgen, während sie auf den Tod wartet. Die Routine, des allwöchentlichen Besuchs von Hannah bei Evevln wird aufgebrochen, als Hannah einen Brief von ihrer Großmutter mitnimmt, der aus Israel stammt und Evelyn als Alleinerbin eines verschollenen Kuinstvermögens ausweist.

Der Roman erzählt nun von der Vergangenheit bruchstückartig - beginnend bei Senta, Evelyns Mutter Anfang der 20ziger Jahre  - was damals passiert ist und wie es dazu kommt, dass ein Kunstvermögen verschollen ist, dessen Erbin Evelyn und bei derem Ableben, Hannah wäre. Vermischt werden diese Bruchstücke aus der Vergangenheit, in der ich einiges über Senta, Evelyn - die Mutter-Tochter-Beziehung und wie es dazu kam, dass diese so nachhaltig gestört wurde, sondern auch über die politischen Zustände und dessen Auswirkungen für die Menschen im Nationalsozialismus. Warum ist Evelyn so geworden und welche Auswrikungen hat dies auf Hannahs Kindheit bei ihrer Mutter gehabt? Zwischen den Passagen der Vergangenheit, die mich tief bewegt hat, weil die Autorin es schaftt mit kleinen Ausschnitten die jeweilige Atmosphäre auf den den Punkt zu bringen, wird die Gegenwart erzählt. Mich erstaunt diese, weil ich Hannah mit ihren 27 Jahren als irgendwie "im Raum schwebend" wahrnehme, die nicht so richtig weiß, was sie will.  Im übertragenen Sinne fehlen ihr Wurzeln und durch den Brief aus Israel wird Hannah wird sie "aufgeweckt", denn sie begibt sich auf Spurensuche, wobei sie zu Beginn überhaupt keine Ahnung hat, auf was sie sich einlässt.

Ein Roman, der sich nicht durch den Titel und dem Cover von der Masse der anderen Bücher abhebt und der mich mit seiner Geschichte selbst sowie der Art des Erzählens sehr positiv überrascht hat. Er lässt sich nicht nicht so einfach in eine "Schublade" stecken, lässt mich am Ende mit offenen Fragen zurück, aber genau dies ist es, womit mich der Roman als Gesamtwerk überzeugt hat.

Verdiente fünf Sterne!