Rezension

Der Betches-Hof und drei Powerfrauen

Wildtriebe
von Ute Mank

Zum Inhalt

Ich habe Urlaub auf einem Bauernhof gemacht. Ermöglicht haben es mir drei Frauen. Großbäuerin Lisbeth kennt nichts Schöneres, als selbständig auf einem Bauernhof zu arbeiten. Der *Bethches-Hof* ist ihr ganzer Lebensinhalt. Eine anständige Ehe und Kinder gehören selbstverständlich dazu. Sie ist mit ihrem Sohn Konrad gesegnet, der den Hof mit der gleichen Leidenschaft weiter führt.

Marlies heiratet Konrad und versucht der Lisbeth zu genügen. Das ist gar nicht so einfach, da Marlies ein selbstbestimmtes Leben führen möchte. Im Kaufhaus weiterhin ihrer Arbeit nachgehen, einen Traktor fahren, auf die Jagd gehen und dann ein Kind bekommen, wenn sie dazu bereit ist. Mit ihrer Tochter Joanna (ohne h) steigt sie ein bisschen in der Achtung der Großbäuerin. Lisbeth liebt das Mädchen. Sie ist sehr traurig, als Joana nach dem Abitur nach Uganda reist.

Meine Meinung

Der Betches-Hof und drei Powerfrauen

 

Auf einem Bauernhof muss man schwer arbeiten. Mit dem ersten Hahnenschrei aufstehen und stets präsent sein. Dass das für Marlies schwer ist, kann ich gut verstehen. Vor allem eine Chefin wie Lisbeth, die nichts anderes kennt und liebt als ihren Hof, ist manchmal schwer zu ertragen. Dennoch hat mir dieser Arbeits- und Lebensrythmus sehr gut gefallen. Alles wird schwer mit eigenen Händen erarbeitet. Die Menschen sind eins mit der Natur und absolut zufrieden. In diese Idylle passt eine moderne Frau wie Marlies erst mal nicht hinein. Mit all ihren Ecken und Kanten ist mir Lisbeth sehr sympathisch. Trotz ihrer Strenge zeigt sie sehr viel Herz. Das merkt man besonders bei ihrer Enkelin und den Tieren auf dem Hof. Marlies zeigt sehr wenig Gefühle. In vielen Situationen fehlt es ihr an Empathie. Besonders ihrer Tochter gegenüber hat mir ihr Verhalten gar nicht gefallen.

Der ursprüngliche Bauernhof weicht immer mehr der Modernisierung. Hatte früher jede Kuh einen Namen, so stehen sie jetzt in großer Zahl namenlos in einem Stall. Auf eine Wiese werden sie nicht mehr geführt. Sie sind zu Milchmaschen mutiert. Das Leben auf dem Bauernhof wird immer schwieriger. Verliert ihren ursprünglichen Charme.

Ich habe diese stille Geschichte sehr gerne gelesen. Fand es schade, dass Marlies und Lisbeth nicht offen miteinander geredet haben. Ich hatte eigentlich schon das Gefühl, dass die beiden Frauen sich mögen. Lisbeth hätte Marlies ruhig mal sagen können, wie gut sie sich bei der Hofarbeit macht. Auch Marlies zeigte zu wenig Wertschätzung für die alte Dame. Keine wollte (konnte) die andere verstehen. Lisbeth scherte sich einfach zu viel um das Gerede der Dorfbewohner. Marlies setzte beharrlich ihre eigenen Interessen durch. Dafür schämte sich Lisbeth oftmals. Was sollen die Leute nur von einer Schwiegertochter denken, die außerhalb vom *Bethches-Hof* Geld verdient? Jagen geht und nach nur einem Kind keine weiteren Enkelkinder in Aussicht stellt?

Joana wächst glücklich auf dem Bauernhof auf. Mit ihrer Oma lernt sie das Landleben lieben und schätzen. Dennoch geht sie nach dem Abitur ihre eigenen Wege. Von ihrer Mutter wird sie schwer enttäuscht. Joana gibt ihrer Mutter einen guten Rat, der für Marlies wegweisend sein wird.

Mich hat der Verlauf der Geschichte ein bisschen melancholisch gemacht. Mir wieder mal vor Augen geführt, wie unser übertriebener Konsum alles kaputt gemacht hat. Viele Bauern zu spät bemerkt haben, dass die Modernisierung nicht nur Erleichterung bei schweren Arbeiten bringt. Ich habe mich wieder an die Weihnachtsbutter erinnert, die es um einiges günstiger zu kaufen gab. Die Geschichte dazu stimmte mich sehr traurig.

Ja, es gab auch Männer auf dem Hof. Die stehen aber nicht im Fokos der Geschichte. Auf dem *Bethches-Hof* haben die Frauen das Sagen! Punkt!

Fazit

Mein Urlaub auf dem *Bethches-Hof* ist nun beendet. Beim Lesen hatte ich wirklich das Gefühl, ein paar Gänge runterzufahren. Drei Frauen gehen ihren Weg nach ihrer eigenen Vorstellung. Keine kann (möchte) es von der anderen verstehen. Aber gerade Lisbeth zeigt am Ende sehr viel Verständnis und Herz.

Der traurige Niedergang eines idyllischen Bauernhofs stimmt traurig. Ach, und eh ich es vergesse: Für alle die Geheimnisse lieben … Lisbeth hat ein ganz Großes!

Vielen herzlichen Dank Ute Mank. Ich hatte wunderschöne Lesestunden. Würde jetzt gerne Urlaub auf einem ursprünglichen Bauernhof machen.