Rezension

Schwiegermutter, Schwiegertochter und ein weicher Kerl

Wildtriebe
von Ute Mank

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ute Mank schreibt von einer Zeit, die sooo lange noch nicht her ist, eine Zeit als der Ehemann seiner Ehefrau noch die Erlaubnis erteilen musste, zu arbeiten. Wenn sie es denn wollte. Und von einer Zeit, wo der Platz der Frau fest stand. Unverrückbar sozusagen. 

Marlies rüttelt an den Gitterstäben. Sie ist aus der Stadt und heiratet in einen Bauernhof ein. Ihre Schwiegermutter Lisbeth ist eine stolze Frau, allerdings in Traditionen verhaftet. So war es. So ist es. So wird es immer sein. Marlies rüttelt. Lässt sich nicht einsperren, geht in die Stadt arbeiten und macht auf dem Bauernhof Männerarbeiten. Sie macht den Jagdschein und lernt Traktorfahren. Beneidet von Lisbeth. Die beiden Frauen, die sich gegenseitig das Leben schwer machen, entwickeln dennoch Achtung voreinander. Hätten sie doch nur den Mut, miteinander zu reden. Der ständige Widerstand der Umwelt macht Marlies jedoch mürbe.

 Der Kommentar: 
„Wildtriebe“ ist ein Roman über starke Frauen, die an den Verhältnissen scheitern. Und an mangelnder Kommunikation. Noch ist die Zeit nicht ganz reif. Alles, was die beiden Frauen sich gewünscht haben, fällt der Enkelin Joanna wie eine reife Frucht in den Schoß. Wie blöd, dass die überhaupt nicht würdigen kann, was für eine Freiheit sie hat. Alles, wovon Marlies und auch Lisbeth träumten. 

Fazit. Ein ernstes Thema leicht verhandelt, aber nicht oberflächlich. Gut für ein Debüt. Sprachlich nicht herausfordernd, das ist ein Manko. 

Kategorie: Belletristik. Romandebüt.
Verlag: dtv, 2020