Rezension

Das Schlematal ruft: Glückauf!

Die Sehnsucht nach Licht -

Die Sehnsucht nach Licht
von Kati Naumann

Bewertet mit 5 Sternen

Erzgebirge: Der Name der Region spricht schon für sich… Auch im Schlematal wurden unterschiedliche Erze und Bodenschätze über die Jahrhunderte gefördert. In der Familie Steiner hat sich seit Generationen alles um den Bergbau gedreht. Luisa Steiner ist keine Ausnahme.

Gruben, Schächte und Stollen werden heutzutage nicht mehr wegen Erzförderung befahren. Dennoch ist Luisa eine Laufbahn eingeschlagen, in der sie täglich mit dem Bergbau zu tun hat, als Führerin im Besucherbergwerk und auch bei der Vermessung der Konsequenzen von jahrhundertelanger Erzförderung. Nach einer Führung beschließt sie, Nachforschungen über das Verschwinden ihres Großonkels anzustellen, das ihre Familie seit Jahren beschäftigt hat.

Mit einem poetischer Titel und ein Cover, das das Schlematal darstellt, lädt dieser Roman den Leser zu einer Reise durch die Zeit im Schoß der Erde ein. Beim Aufschlagen des Buches entdeckt der Leser den Stammbaum der Familie Steiner, der im Laufe der Geschichte sehr hilfreich ist, um die unterschiedlichen Generationen nachzuvollziehen. Die Karte am Ende des Buches ermöglicht dem Leser, sich im Ort, der im Mittelpunkt der Geschichte steht, zu orientieren. Die Zeittafel verankert die Geschichte in der Realität und beweist eine ausführliche Recherche von Kati Naumann. Ihr Roman basiert nämlich auf wahren Ereignissen, die die Gegend und ihre Einwohner geprägt haben.

Zwei Erzählstränge um Luisa und ihren Urgroßvater Wilhelm lassen den Leser zwischen Gegenwart und Vergangenheit pendeln. Luisa setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um endlich den Fall ihres verschollenen Großonkels aufzuklären, damit seine Schwester, die letzte lebende Steiner dieser Generation, abschließen kann. Dabei kommen einige weiteren Geheimnisse ans Licht.

Parallel dazu begleitet der Leser Wilhelm Steiner und teilt mit ihm Freud und Leid von der Kindheit bis zum Tod. Seine Geschichte ist ein faszinierendes Zeitgemälde des Schlematales im zwanzigsten Jahrhundert. Wilhelm und seine Familie erleben die Sternstunden des Schlematales und seines Radiumbades, aber auch dunklere und gefährlichere Zeiten, wie die Absenkung von Oberschlema oder den Abbau von Uran für die Sowjetunion.

Der flüssige und angenehme Schreibstil von Kati Naumann verleiht beiden Erzählsträngen eine fesselnde Wirkung  trotz unterschiedlicher Schwerpunkte in den Erzählungen. Zusätzlich zu den wahren Gegebenheiten und Ereignissen, von denen die Autorin berichtet, werden auch Traditionen des Bergbaus und des Erzgebirges in diesem Roman vorgestellt, wie zum Beispiel Mettenlichter und Schwibbögen. Mit den atemberaubenden Beschreibungen der Örtlichkeiten und der Traditionen bekommt der Leser Seite für Seite Sehnsucht nach dem Schlematal. Dieser Roman ist ein Prunkstück und glänzt ein Klumpen, der in den Tiefen einer Goldgrube entdeckt wird. Glückauf!