Tolle Idee - aber mit Abstrichen
Bewertet mit 4 Sternen
Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich bisher noch kein Buch der Autorin gelesen habe. Da allerdings der Klappentext sehr ansprechend für mich war, wollte ich es gerne ausprobieren.
Die Idee, die Gesellschaft, die sowieso tagtäglich auf YouTube oder am TV herumhängt durch eine Live-Fernsehshow auf die Fadenzieher unserer Welt aufmerksam zu machen und diese öffentlich an den Pranger zu stellen gefiel mir gut.
**Der Inhalt**
Die Handlung spielt sowohl in der Gegenwart, als auch in der Vergangenheit - wobei die komplette Handlung in "unserer" Zukunft spielt. Die Kapitelüberschriften haben das meistens sehr klar gemacht, so dass ich zumindest wusste, wo wir uns zeitlich befinden. Die 10 in ihren Häusern gefangen gehaltenen Prominenten werden aus der Ich-Perspektive vorgestellt und so erhält der Leser natürlich einen Einblick in die Art, wie sie sich selbst sehen. Von den wirklichen Machenschaften erfährt man in diesen inneren Monologen allerdings nur bei ungefähr 4 von den 10 so wirklich etwas. Da hätte ich mir gewünscht, dass das etwas ausführlicher im Mittelpunkt stehen würde.
Ich fand es allerdings richtig gut gemacht, wie die Moral der Menschen hinterfragt wurde. Das wurde besonders deutlich bei den Dialogen der Zuschauenden, die man in Handlungssträngen zu Hause beobachten konnte, während sie die TV Show sehen.
Auch bei den Plädoyers der "10 wichtigen", die quasi darlegten, wie doch eigentlich auch die Masse daran Schuld ist, wenn sie die Produkte der Reichen kaufen und sie damit nur noch reicher machen.
**Der Aufbau**
Generell habe ich nach einigen Kapiteln den Überblick verloren gehabt, wer jetzt wer ist und wer wo mit wem was schaut. Dazu waren es mir einfach viel zu viele Charaktere und dadurch, dass ich mit den "10" noch nicht wirklich eine Backstory verknüpfen konnte, nur wie ihr Familienleben aussieht, war der Wiedererkennungswert etwas geringer, als nötig, um sofort zu wissen, bei wem man jetzt ist.
Die Drahtzieher hinter der Show waren etwas besser zu erkennen, ihnen wurden auch deutlich mehr Kapitel geliefert, wobei es immer noch etwas verwirrend war, da auch hier Nebencharaktere dazu gehörten, die nur selten auftauchten und dann aber wichtig wurden.
Ich bin keine Autorin und kann jetzt nicht direkt sagen, WIE man es hätte besser machen können, aber es war für mich als Leser doch etwas anstrengend.
**Das große Ganze**
Ich hatte schon angedeutet, dass ich fand, dass die 10 wichtigen Leute etwas zu kurz kamen. Warum das so ist, kann ich hier nicht verraten, ohne etwas von der Handlung vorwegzunehmen. Allerdings war es für mich etwas enttäuschend, dass es nicht mehr vorkommt. Auch das Ende hat für mich nicht ganz dazu gepasst - da hätte es erst losgehen müssen, um dann zu wissen, welche Folgen das ganze hatte. Ich persönlich bin mir nämlich sicher, dass da noch Konsequenzen anstehen, die einfach so unter den Teppich gekehrt wurden. Es war ein Ende nach dem Motto "Und nun denk selbst drüber nach, was das nun bedeutet und was gut und schlecht daran ist".
Fazit: Ich würde das Buch dennoch weiterempfehlen, denn es regt zum Nachdenken an und war ein richtiger Pageturner. Der Schreibstil ist angenehm fließend und Spannung blieb ständig aufrecht erhalten.