Rezension

Leider nicht wie erwartet

Reality Show -

Reality Show
von Anne Freytag

Bewertet mit 3.5 Sternen

Es ist Heiligabend. Während fast alle mit ihren Familien das Fest der Liebe feiern, gestaltet sich der Weihnachtsabend für zehn sehr vermögende und einflussreiche Männer und Frauen gänzlich anders, als erwartet.
Sie werden zu Geiseln einer Gruppierung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, diesen Personen öffentlich den Prozess zu machen und darüber entscheiden zu lassen, ob und wie sie für die Art und Weise, wie sie ihr Vermögen gemacht haben, zu verurteilen sind.
Die Richter in diesem Spiel: das Volk. Gerichtssaal: eine Reality Show, die an diesem Abend im ganzen Land auf allen Sendern übertragen wird und in der die Zuschauer live abstimmen dürfen….

Anne Freytags neuem Roman liegt eine, wie ich finde, sehr interessante Idee zugrunde, jedoch hat mir die Art und Weise, wie die Autorin diese umgesetzt hat, nicht gefallen.

Das Buch beginnt sehr rasant mit einer jeweils kurzen Vorstellung der einzelnen Geiseln. Der Leser erfährt die Namen und einiges dazu, wie sie zu ihrem Vermögen gekommen sind. Der knappe Schreibstil der Autorin sorgt hier dafür, dass man das Buch an dieser Stelle kaum aus der Hand legen kann.
Das Buch springt dann drei Jahre zurück und dem Leser werden die späteren Geiselnehmer vorgestellt.

Und spätestens ab hier beginnt das Buch unübersichtlich zu werden. Ehe die eigentliche Show anfängt ist man bereits mit einer Vielzahl von Namen, Lebensentwürfen und Beziehungen überfrachtet und hat Mühe, den Überblick zu behalten, was sich noch verstärkt, als die Geiselnehmer im Rahmen der Handlung mit Decknamen belegt werden. Hier wäre meines Erachtens weniger mehr gewesen.

Die eigentlichen Prozesse nehmen dann nur einen sehr kleinen Teil des Buches ein, was mich persönlich enttäuscht hat, denn nach der Inhaltsbeschreibung hatte ich mir dies gänzlich anders vorgestellt und bei einigen der Geiseln wurde auch nur rudimentär klar, wie sie zu ihrem Vermögen gelangt sind.

Sehr schnell kommt dann auch das Ende des Buches daher, was dann noch diverse Überraschungen birgt, aber für den Leser auch teils wieder sehr verwirrend daher kommt. Auch werden meines Erachtens einige Handlungsstränge nur angerissen und nicht zu Ende gebracht. 

Aber vielleicht passt auf mich ja auch der Satz des Nachwortes „Die einen werden´s verstehen, die anderen leider nicht.“

Da Anne Freytag in Ihrem Buch jedoch trotz meiner Kritikpunkte sehr viele Anregungen zum Nachdenken geliefert hat und auch politisch hoch aktuelle Themen angerissen hat, vergebe ich trotzdem noch 3,5 Sterne. Lesenswert ist der Roman auf alle Fälle und meine Kritik wird mich auch nicht davon abhalten, noch andere Romane der Autorin zu lesen.