Rezension

Die Idee ist mega, leider habe ich bald den Überblick verloren

Reality Show -

Reality Show
von Anne Freytag

Bewertet mit 2 Sternen

Es ist Weihnachten 2028 und wie jedes Jahr, feiert ein großer Teil Deutschlands das Fest mit Gans, Knödeln, Geschenken und einem gemütlichen Abend im Kreise der Familie. Doch dieses Jahr ist etwas anders. Denn in diesem Jahr nimmt eine Gruppe von Leuten die einflussreichsten Personen des Landes als Geiseln, samt ihrer Familien, und macht daraus eine Show, die auf allen Sendern läuft – natürlich ohne deren Zustimmung. Die Zuschauer erfahren wer welche Leichen im Keller hat und sie bestimmen auch, was mit den „Teilnehmern“ geschieht.

 

 

Ich fand die Idee einfach nur mega. Ich habe mich extrem auf dieses Buch gefreut und war so gespannt, was wohl passieren würde, wie die Akteure es geschafft haben, diese Show auf die Beine zu stellen, was für Leichen ausgegraben würden und wie die Zuschauer darauf reagieren. Das Problem ist nur, dass ich dem Buch oft nicht richtig folgen konnte.

 

Das Buch macht Tempo durch sehr, sehr viele Kapitel aus sehr vielen unterschiedlichen Sichtweisen. Das ist einerseits echt interessant, aber leider habe ich schnell den Überblick verloren, wer wer ist und welche Sichtweise denn wirklich „wichtig“ ist für die Handlung. Es war für mich zu viel. Ich konnte schon bald einfach nicht mehr folgen.

 

Es ist wichtig und interessant, dass man in alle beteiligten Gruppen „hineinsehen“ kann, die Geiseln, deren Angehörige, die Geiselnehmer, die Hintermänner, die Zuschauer, aber es sind zu viele und die Wechsel sind auch zu schnell. Dazu kommt noch, dass auch in der Zeit gesprungen wird – spätestens da war ich heillos verwirrt.

 

Es gab jede Menge Wendungen und Enthüllungen, aber auch hier wieder so zahlreich, dass ich den Überblick verloren habe.

 

Es werden wichtige Themen angesprochen, Themen, die „Otto Normalverbraucher“ tagtäglich frustrieren und wütend machen und bei denen man immer das Gefühl hat, von „denen da oben“ im Stich gelassen zu werden. Natürlich aufgrund des Settings und der Umstände alles andere als moralisch einwandfrei. Doch das Buch regt durchaus auch zum Nachdenken an und man fragt sich, ob man wirklich den Moralapostel spielen kann, oder ob man sich nicht auch ein wenig von der „dunklen Seite“ angezogen fühlt.

Die Wendung ganz kurz vor Schluss und in dem Sinne auch die Auflösung fand ich sehr interessant und gut. Auch das abrupte Ende hat etwas für sich und ist noch mal so eine richtige gesellschaftskritische Ohrfeige.

 

 

Fazit: Ich fand die Idee echt mega, die Umsetzung leider nicht. Mir erging es ähnlich wie bei „Aus schwarzem Wasser“, mir waren es zu viele Sichtweisen, zu viele schnelle Wechsel und Zeitsprünge. Ich habe schon sehr schnell den Überblick verloren.

Die angesprochenen Themen fand ich sehr wichtig und interessant – sie zwingen einen zum Nachdenken. 

Es gibt mehrere Wendungen, aber ich fand die ganz zum Schluss – also praktisch die Auflösung – sehr interessant. Das Ende ist sehr abrupt – ich finde es gut gemacht, aber es hinterlässt den Leser irgendwie auch frustriert, weil man nicht erfährt, wie es für die Charaktere ausgeht. Es ist ein halboffenes Ende – es passt zum Buch aber nachdem ich mich durchgekämpft habe, hätte ich mir ein Ende-Ende gewünscht.

 

Leider war das Buch nicht wirklich meins. Von mir bekommt es 2 Sterne wegen der tollen Idee und Wendung.