Rezension

Spannend zu lesen, fachlich fundiert, leider mit klischeehaft skizzierten Personen

Probe 12 -

Probe 12
von Kathrin Lange

Bewertet mit 4 Sternen

Spannend zu lesen, fachlich fundiert, leider mit klischeehaft skizzierten Personen

Was liegt näher, als in Corona-Zeiten einen Thriller herauszubringen, der mit den Beunruhigungen oder gar Ängsten spielt, die wir alle selbst erlebten oder noch erleben. Die fiktive Handlung des vorliegenden Buches kommt uns durch unsere eigenen eben erst gemachten Erfahrungen sehr viel näher als andere Spannungsliteratur. Das Thema Bioterrorismus wurde von den beiden Autorinnen sehr gekonnt in Szene gesetzt, auch wenn es Anlass zu ein paar Kritikpunkten gibt. Ich fühlte mich jedenfalls durchgängig sehr gut unterhalten.

Nina Falkenberg ist Journalistin und erlebt in Georgien während eines Besuches bei ihrem ehemaligen Mentor Anasias einen Anschlag, bei dem Anasias getötet wird. Nina hatte jedoch vorher noch erfahren, dass er ein Medikament gegen die höchst gefährlichen multiresistenten Keime entwickelt hatte, und sie muss nun mit Entsetzen erleben, wie das Labor und damit alle Probenreihen und Medikamente in Flammen aufgehen. So versucht sie, in Berlin zusammen mit dem Foodhunter Tom Morell die Forschungsergebnisse nachzuvollziehen, nicht zuletzt, um die Tochter von Tom zu retten, die, infiziert durch ihren Vater, an einem dieser Keime erkrankt und hoffnungslos austherapiert ist. Doch es gibt extrem gefährliche Gegner, die skrupellos weder vor Entführung noch Mord zurückschrecken…

Ganz grundsätzlich ist es den beiden Autorinnen gelungen, das Thema gekonnt wendungsreich in Szene zu setzen. Das Buch liest sich durchweg spannend und ist fachlich gut untermauert, was das Verdienst von Susanne Thiele ist, die als Mikrobiologin und Biochemikerin immer wieder durch Erläuterungen und Zusammenhänge aus ihren Fachbereichen verständlich und ganz und gar nicht langweilig dem Thriller mehr Substanz gibt. Kathrin Lange versteht es, den Spannungsbogen hoch zu halten und zum Ende hin noch zu steigern. Allerdings scheut sie nicht davor zurück, ihre Protagonisten sehr klischeehaft darzustellen. Offenbar ging es den Autorinnen mehr um eine fesselnde Geschichte rund um das Thema Bioterror, ganz und gar nicht aber um eine feinere psychologische Ausarbeitung der handelnden Personen. Das ist schade, weil gerade die so sehr gelungene fachliche Untermauerung des Thrillers eine differenziertere Darstellung der Personen verdient hätte. Auch sind die oftmals willkürlich wirkenden Perspektivwechsel innerhalb eines Kapitels etwas nervig. Und einem fähigen Korrektor hätte eigentlich der mehrfach vorkommende grammatikalisch unzulässige Komparativ „als wie“ schmerzhaft auffallen müssen.

Dennoch in der Summe eine empfehlenswerte Lektüre, denn das spannende Thema ist fachlich fundiert, fesselnd und gut lesbar aufbereitet, leider mit etwas klischeehaft skizzierten  Protagonisten.