Rezension

Action für die Hausfrau

Probe 12 -

Probe 12
von Kathrin Lange

Bewertet mit 1.5 Sternen

Kaum haben wir es geschafft uns auf Corona einzustellen kommen nun die antibiotikaresistenten Bakterien…

Buchrezension Probe 12

 

Kaum haben wir es geschafft uns auf Corona einzustellen kommen nun die antibiotikaresistenten Bakterien…

“Probe 12” ist ein Thriller von Kathrin Lange und Susanne Thiele, welcher 2021 von Lübbe veröffentlicht wurde und sich mit eben diesem Thema beschäftigt: Der Gefahr von antibiotikaresistenten Bakterien und einem möglichen Heilmittel, welches einer erneuten Pandemie zuvorkommen könnte.

Dabei hat schon diese Idee allein das Potential dazu, einen spannenden Thriller zu bieten, welcher einem Nachts den Schlaf raubt– gerade wenn man sich vorgenommen hat nur noch ein Kapitel zu lesen.

Probe 12 konnte dieses Versprechen für mich leider nicht einhalten.

In den ersten Kapiteln werden viele Figuren vorgestellt, welche die Handlung aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten – jedoch hatte ich bis zum Ende des Buchs das Gefühl, dass man nicht jeden Blickwinkel benötigte oder mir sogar die Spannung dadurch verdorben wurde, dass die unterschiedlichen Beweggründe der Figuren erklärt wurden.

Die Hauptcharaktere sind dabei die Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg und der Foodhunter Tom Morell, welche durch Ninas Willen, den letzten Wunsch ihres verstorbenen Ziehvater zu erfüllen und sein Heilmittel der Welt zur Verfügung zu stellen, und Toms Wunsch, seiner Tochter von einer Lebensbedrohlichen Bakterieninfektion zu retten, sich zusammentun.  Gemeinsam versuchen sie das Heilmittel gegen die antibiotikaresistenten Bakterien vor den “bösen Russen” zu schützen, bevor das Heilmittel für private und wirtschaftliche Interessen zweckentfremdet werden kann. Dabei werden sie durch den Lobbyisten Max Seifert und die Polizistin Christina Voß unterstützt. Ihnen gegenüber steht ein Team aus drei Russen, welche aufgrund unterschiedlicher Schicksalsschläge im Auftrag eines Unbekannten handeln, der das Heilmittel für seine eigenen Zwecke will.

An sich ist dieses Team bestehend aus den vorgestellten Helden eine interessante Kombination, die gerade im gutbürgerlichen Milieu gut ankommen müsste - jedoch wirken die Figuren klischeehaft: Die Polizistin ist knallhart, der Lobbyist ist verweichlicht und listig, die Wissenschaftsjournalistin ist neutral genug, dass man sich in sie hineindenken kann und der Foodhunter fährt eine Enduro, war bei der Antifa und achtet nicht auf seine Kleidung.

Diese Aufzählung sagt nichts über die Unterhaltung aus, die man Empfindet, wenn man das Buch liest, aber hat das Verhalten der Figuren für mich vorhersehbar und nicht spannend gemacht.

Gerade die Szenen aus der Sicht der “Baddies” hat mit die Spannung geraubt, da sie nicht weitere Handlungen angestoßen hat, sondern bereits passierte Handlungen revue hat passieren lassen und erklärte, wieso sie getan haben, was sie getan haben -  man kam weniger dazu, darüber zu rätseln wer die Bösen waren und was sie wollen. Dadurch waren ihre nächsten Schritte vorhersehbar und sogar langweilig - das wurde noch dadurch gefördert, dass sie scheinbar nur dann Initiative ergriffen, wenn die Handlung einen neuen Antrieb brauchte. Auch wurden die Figuren so wie sie vorgestellt nicht konsequent umgesetzt - So wurde Nina in manchen Szenen plötzlich zur gefährlichen Powerfrau und die „Baddies“ haben trotz Know-How leichtsinnsfehler begangen.

Deswegen wirkten Actionszenen aufgesetzt und nicht authentisch, sondern dienten nur dazu, die Figuren aufzuscheuchen und mehr Gespräche anzustoßen, als dass diese sich durch den Verlauf der Geschichte und als Konsequenzen der Handlungen selbst ergeben hätten.

Insgesamt wirkte die Handlung eher wie der Füller um über Bakterien und ihre Antibiotikaresistenz aufzuklären, als dass sie alleinstehend überzeugen könnte. Das ist umso schwerwiegender, da insgesamt recht wenig Handlung passiert ist, da statt Szenen zu zeigen, in denen etwas passiert ist, über diese Geschehnisse einfach nur gesprochen wurde oder diese einfach erzählt wurden. Das hat unter anderem dazu geführt, dass die Geschichte wenig dynamisch war, was so wirkte, als würde man dem Leser nicht trauen selbstständig Schlüsse ziehen zu können.

Das Buch selbst lässt sich trotz der hin und wieder vorkommenden wissenschaftlichen Erklärungen gut lesen – so wurde Fachbegriffe gut erklärt und geschmeidig in Gespräche eingeführt, ohne beim Lesen zu überfordern oder dazu aufzufordern die angesprochenen Themen recherchieren zu müssen. Falls es Probleme oder Unverständnis aufkommen sollten gibt es im Anhang ein Glossar.

Insgesamt ist dieses Buch trotz dem großen Wissenschaftsbezug seichte und gutbürgerliche Unterhandlung – es ist Action für die Hausfrau.

Die Handlung ist an manchen Stellen spannend, jedoch war die Auflösung wer denn der Auftraggeber der „Baddies“ ist war so nicht vorhersehbar – das Autorinnenteam hat keinerlei Anhaltspunkte gegeben, was dem Leser so nicht ermöglicht mit zu rätsel und zum Schluss den Aha!-Moment haben zu dürfen, bei dem die Puzzleteile endlich zusammengefügt werden und man sich fragt, wieso einem das nicht früher aufgefallen ist.

Das Buch hat durch die Behandlung von antibiotikaresistenten Keimen eine hohe Relevanz und bietet einen guten Einblick in diese Thematik. Jedoch weiß ich nicht, ob ich es Thriller-Fans weiterempfehlen kann, da es einfach zu wenig Thrill gab.