Rezension

Logikfehler und Cringe-Alarm statt honigsüßer "Aww"-Momente

Sweet like you -

Sweet like you
von Robyn Neeley

Bewertet mit 2.5 Sternen

Hatte Potenzial, aber wieso kann eine Frau ohne Wahl = ohne demokratische Legitimation einfach Bürgermeisterin werden? Und die Nebenfiguren Bea und Madison gehen einem ganz schön auf die Nerven.

Vielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

 

Aufmachung:

Kyss hat sich mit dem Coverdesign wieder einmal selbst übertroffen! Ich liebe die Schlichtheit und die kleinen Details wie die Honigbiene im Titel. Außerdem fühlt sich das Buch so „papierig“ an, das finde ich ja richtig toll! :D

In den Klappen ist vorne zudem das Rezept für Erdnussbutter-Honig-Cookies und hinten für ein Lippenpeeling mit Honig. Die Idee finde ich super, man bekommt direkt Lust, beides nachzumachen!

Wie es in diesem Genre allerdings so üblich ist, hat der Verlag der deutschen Übersetzung einen neuen englischen Titel verpasst: Im Original heißt das Buch Her Purrfect Match, bei uns Sweet like you. Ich will nicht sagen, dass ich den Titel schlecht finde, im Gegenteil: Ehrlicherweise finde ich ihn sogar schöner als den Originaltitel. :D

Allerdings verstehe ich einfach nicht, wieso sich ein neuer englischer Titel ausgedacht wird, anstatt den Originaltitel einfach zu übernehmen, wenn es denn unbedingt etwas Englisches sein muss. Oder man übersetzt ihn einfach oder denkt sich etwas Deutsches aus. Na ja.

 

Meine Meinung:

Diese Rezension ist definitiv keine, die sich leicht tippen ließ. Ich hatte eigentlich relativ hohe Erwartungen an das Buch, da mich der Kyss-Verlag bisher immer begeistern konnte und Sweet like you auch wie eine zuckersüße (honigsüße, haha) Liebesgeschichte klingt, die gerne auch klischeebehaftet ist und einen beim Lesen schmachten lässt.

In einigen Momenten war das Buch auch genau das, meistens ca. in der Mitte der Handlung. Der Einstieg, aber vor allem das letzte Drittel konnten mich allerdings weniger überzeugen.

 

An der Protagonistin liegt das allerdings nicht unbedingt. Sie war mir die meiste Zeit über sehr sympathisch, auch wenn sie sehr oft so blind für das Offensichtlichste ist, dass man sich fragt, ob sie überhaupt Augen im Kopf hat. Vieles wäre tatsächlich vermeidbar gewesen, wenn sie diese mal eingesetzt hätte, und dadurch trifft sie einige Entscheidungen, die ich nicht nachvollziehen konnte. Allerdings hat mich das gar nicht mal so stark gestört.

Nick, ihr Love Interest, fand ich – bis zu einem gewissen Punkt am Ende – super sympathisch, zuckersüß, einfach zum Anbeißen! Zwar reagiert er gerade zu Beginn auf einiges sehr übertrieben, und auch ihm hätte es da nicht geschadet, mal ein paar Meter weiter zu denken, aber die meiste Zeit ist er sehr fürsorglich, entgegenkommend und ein toller Bookboyfriend.

Mit den beiden Hauptfiguren konnte ich also gut leben.

 

Ganz stark an meinen Nerven gezerrt haben allerdings die beiden Nebenfiguren Madison und vor allem Bea.

Madison ist nicht ganz so schlimm wie Bea, trotzdem verhält sie sich zwischendurch echt kindisch und unerträglich. An einem Punkt ist sie sogar bereit, Cassie aus der Stadt zu ekeln! Ich habe oft wirklich daran gezweifelt, ob sie tatsächlich erwachsen ist oder nicht doch noch im Teenageralter steckt. Zwischendurch fängt Madison sich dann und wird wieder umgänglich, aber allzu sehr entwickelt sie sich nicht weiter. Da sie mir hier schon unsympathisch war, werde ich, denke ich, auch nicht lesen.

Bea allerdings reagiert permanent über, ist bei dem kleinsten Fehler seitens Cassie tagelang eingeschnappt und verhält sich in mehr als nur einer Situation sogar noch kindischer als Madison. Sie ist tatsächlich sogar der Hauptgrund dafür, weshalb ich die meiste Zeit leider eher genervt von Sweet like you war.

Obwohl beide hier „nur“ Nebenrollen spielen, nehmen sie dennoch so viel Raum in der Handlung ein, dass es beim Lesen durchaus störend ist.

 

Der Plot an sich hätte durchaus Potenzial gehabt, und ich hätte auch mit ein wenig Vorhersehbarkeit leben können – das ist ja immerhin kaum vermeidbar, bei solchen Romance-Geschichten. Allerdings ist bereits bei der Testamentseröffnung am Anfang offensichtlich, worauf die ganze Sache hinauslaufen wird; das hätten auch die Protagonisten erkennen können, wenn sie, wie gesagt, nicht so blind gewesen wären.

Im Mittelteil ist die Handlung, wenn auch vorhersehbar, durchaus unterhaltsam. Vor allem der Subplot mit der Katze Belle hat mir sehr gut gefallen; zwar cheesy aber trotzdem eine witzige, süße Idee (auf die sich auch der Originaltitel bezieht).

Das Ende hat das Ruder dann allerdings wieder herumgerissen, leider in eine negative Richtung. Nicht nur, dass einige Fragen offenbleiben (Spoiler!! à Wieso kann Cassie plötzlich problemlos in Honey Springs bleiben, wenn sie doch die ganzen drei Wochen über hin- und hergerissen war?), diese eine bestimmte Szene am Ende war mir etwas zu sehr over-the-top, leider gar nicht zuckersüß, sondern einfach nur cringe.

Das mag daran liegen, dass mich Neeleys Schreibstil vor allem in den romantischen Szenen gar nicht abholen konnte. Mir fehlte es einfach an Emotion, sodass ich Schwierigkeiten hatte, mich in Cassie und Nick hineinzuversetzen. Dadurch war dann auch diese bestimmte Endszene eher nicht zum Freudig-Quietschen, sondern leider sehr unangenehm für mich.

 

Was ich zudem überhaupt nicht verstehen konnte, war die ganze Sache mit dem Bürgermeisteramt.

Okay, im Klappentext wird bereits darauf hingewiesen, dass Cassie das Amt ihrer Tante übernehmen soll. Trotzdem habe ich irgendeine Art Wahl erwartet? Jedenfalls zum Ende?

Allerdings fehlt das völlig und Cassie wird einfach zur Interimsbürgermeisterin (Spoiler!!! à und hinterher auch zur regulären Bürgermeisterin) ernannt, ganz ohne Wahl und dementsprechend auch überhaupt nicht demokratisch legitimiert. Wie kann das sein in einem demokratischen Staat wie der USA? Das hat sich mir nicht entschlossen.

Ich weiß nicht, ob das daran liegt, dass ich Jura studiere und mich daher ein regelrechtes Ignorieren demokratischer Grundsätze triggert, aber dieser Logikfehler hat leider auch wesentlich dazu beigetragen, weshalb ich Sweet like you mit gemischten Gefühlen betrachte.

 

 

Fazit:

Sweet like you hätte so gut und süß sein können, aber leider konnte es meine Erwartungen nicht erfüllen.

Zwar konnte mich die Handlung vor allem im Mittelteil durchaus mitreißen, insbesondere die Sache mit der Katze Belle fand ich bezaubernd. Auch haben mir die beiden Protagonisten Cassie und Nick, obwohl sie sehr oft sehr blind für das Wesentliche waren, die meiste Zeit gut gefallen.

Allerdings fehlte es mir an den wichtigen, romantischen Stellen an Emotionalität, was letztlich dazu führte, dass die große Endszene für mich einfach nur unangenehm zu lesen war. Am meisten haben mich jedoch Madison und Bea gestört, beide (vor allem Bea) verhalten sich unreif und nerven.

Hinzu kommt der nicht unwesentliche Logikfehler, dass Cassie so ganz ohne Wahl i. e. ohne demokratische Legitimation Bürgermeisterin in einer Kleinstadt in einem demokratischen Staat werden kann, was für mich überhaupt nicht nachvollziehbar war.

Deshalb erhält diese kleine Geschichte trotz ihres Potenzials leider nur 2,5/5 Lesehasen von mir.