Rezension

Kein überzeugender Start

Sweet like you -

Sweet like you
von Robyn Neeley

Bewertet mit 3 Sternen

„Sweet like you“ ist der erste Band von Robyn Neeleys Honey Springs-Dilogie erschienen bei endlichkyss. Schauplatz ist die gleichnamige Kleinstadt in Kalifornien, die sich mit Leib und Seele mit ihrer Honigfarm und Imkerei identifiziert. Genau diese Farm erbt die New Yorkerin Cassie Wilkerson von ihrer Tante zusammen mit der Aufgabe, drei Wochen deren Amt als Bürgermeisterin zu übernehmen. Cassie, die ein eigenes Leben und einen Job frei von Kleinstadt und Honig hat, ist alles andere als begeistert. Neben Angst vor Bienen hat sie auch keine Ahnung von der Imkerei. Dabei kann ihr jedoch Nick Porter helfen, Chef-Imker und vor 15 Jahren ihre erste Liebe.

 

Das Setting hat mir sehr gut gefallen. Seit Redwood und Lake Starlight liebe ich verträumte Kleinstädte in Büchern, in denen man sich kennt und hilft. Auch das Honig-Thema finde ich interessant und unverbraucht. Die Innenbroschur weist hier sogar zwei Rezepte auf: Erdnussbutter-Honig-Cookies (sehr lecker!) und Lippenpeeling mit Honig (habe ich noch nicht ausprobiert). Ich bin begeistert von diesen kleinen Besonderheiten, mit denen der endlichkyss Verlag seit einiger Zeit seine Bücher ausstattet.

 

Zunächst fiel es mir etwas schwer in die Geschichte reinzukommen. Sie ist hauptsächlich aus Cassies Perspektive geschrieben. Die wenigen Kapitel aus Nicks Sicht, sind nicht gekennzeichnet, sodass ich im schlimmsten Fall eine Seite dreimal lesen musste, um zu wissen, aus wessen Sicht hier erzählt wird. Mit zunehmender Seitenzahl hat dieses Problem jedoch abgenommen.

 

Was mir aber sehr viel schwerer gefallen ist, war, mit Honey Springs Bewohnern warm zu werden. In der ersten Hälfte war ich entsetzt, wie sie Cassie behandeln und was sie von ihr erwarten. Auf der einen Seite war es erfrischend, dass der Neuankömmling nicht direkt von allen geliebt wird. Auf der anderen Seite haben mich aber die Gemeinheiten und die ungerechtfertigte Erwartungshaltung, die sie gegenüber Cassie an den Tag legen, schockiert und dem Bild der süßen Kleinstadt-Idylle einen heftigen Schlag verpasst. Ich war wirklich wütend.

Im weiteren Verlauf hat sich dies glücklicherweise gelegt. Endlich hat man gesehen, wofür das Kleinstadtleben steht: alle haben an einem Strang gezogen, gemeinsam Ideen (weiter-)entwickelt und die Stadt noch lebens- und liebenswerter gemacht.

 

In diesem Gemisch von Kleinkrieg und Versöhnung ist die Liebesgeschichte leider etwas zu kurz gekommen. Cassie und Nick nähern sich zwar stetig an, doch die Gefühle, die sie für einander empfinden, waren für mich nicht greifbar. Die Schmetterlinge im Bauch, die Sehnsucht und zuletzt die sexuelle Intimität hat sich steif und mechanisch angefühlt und ist bei mir nicht angekommen. Die berühmte „Große Geste“ am Ende hat mich nicht überzeugt.

Zudem hakt die Geschichte leider an einigen Ecken. Manche Ereignisse sind sehr übertrieben, einige Auflösungen holprig und fadenscheinig, sowie die Entwicklungen einiger Charaktere nicht nachvollziehbar.

 

Zusammenfassend komme ich gerade noch zu 3 von 5 Sternen. Die Idee, Farm und Amt zu vererben war erfrischend neu und das Honig-Thema für mich unverbraucht. Mir gefiel es, dass Cassies Start nicht zu leicht war, aber das Verhalten ihrer Mitmenschen war dann doch einfach zu grausam. Da jedoch vor allem das Ende der Geschichte hakt, möchte ich definitiv noch Band zwei („Sweet at heart“; ET 23.03.2021) lesen: Selbe Stadt, neue Geschichte. Hier sollte das beste aus beidem vereint werden können.