Rezension

Grandios!

Der perfekte Kreis -

Der perfekte Kreis
von Benjamin Myers

Bewertet mit 5 Sternen

Die Männer Redbone und Calvert teilen sich ein außergewöhnliches Hobby. Jedes Jahr durchstreifen sie Englands Landschaft, lassen mal hier, mal dort ein Kunstwerk zurück, das verwirrt, verblüfft, betört. Spezialisiert haben die Freunde sich auf eine Kunstform, die wohl kaum jemals so wunderbar und erkenntnissreich in einem Roman abgehandelt worden ist, wie in Myers neuem Werk.
Denn Redbone und Calvert sind die nächtlich-heimlichen Schöpfer von Kornkreisen, die mit Bestaunen aufgefasst werden und die Fantasie unzähliger Menschen anregen. Regelrechte Kornkreisjäger, die New Age-Bewegung, Wissenschaftler und allerlei sonstige Gruppierungen spekulieren über eine extraterrestriale oder gar göttliche Schöpfung. Und treiben die beiden Männer zu menschlichen Höchstleistungen an, ebnen ihnen den Weg zum perfekten Kreis. Und so läuft der Roman auf das Opus Magnum der Beiden zu: immer größer, immer skurriler sollen die Kreise werden. Bis zur Vollkommenheit reichen.

Myers hat eine wunderschöne Art, das Alltägliche wiederzugeben und kann selbst einen banalen Kornkreis oder den englischen Landregen auf meisterhafte Weise beschreiben. Jedes Kapitel ist einem eigenen Kornkreis gewidmet und endet mit einer jeweiligen Besprechung desselbigen in der Presse. Durchsetzt wird der künstlerische Akt der Männer durch philosophische Gespräche, die auch mal ein bisschen ins absurde abdriften. Beide Protagonisten sind irgendwie schräg, aber total sympathisch und erinnern mich ein wenig an die beiden Landstreicher in Becketts 'Warten auf Godot'. Das Buch war für mich rundum ein fast schon spektakuläres Leseerlebnis, das auf einer eigentlich trivialen Grundidee aufbaut. Doch hier geht es nicht nur um das Stiften von Verwirrung oder um Mythenbildung, sondern ebenso um die Zelebrierung des menschlichen Schöpfungsaktes, dem Entstehen von etwas Kurzweiligen, um Ästhetik. Grandios, verrückt, Leseempfehlung von mir!