Rezension

Stimmungsvolles, gefühlsdichtes Buch mit kleinem Manko

Der perfekte Kreis -

Der perfekte Kreis
von Benjamin Myers

Bewertet mit 4 Sternen

Myers zaubert uns mit seiner Sprache mitten hinein in eine mythische anmutende Geschichte über Männerfreundschaft und Suche nach Schönheit.

Dieses Buch hat sich schon allein aufgrund seines wunderschönen Auftretens einen Weg in mein Bücherregal gebahnt. Hellblaues Leinen zum Anfassen und schimmernde Goldelemente - absolut mein Ding. Und diese anmutige Schönheit findet sich auch beim Aufklappen des Buches und ist ein tragendes Element der Geschichte. Erzählt wird aus dem Leben von Redbone und Calvert, zwei Männern zwischen denen eine ungewöhnliche Freundschaft besteht. Hinter ihnen liegen Einsamkeit und traumatische Erlebnisse und auch wenn sie nicht viel darüber reden und ihre Geschichten unterschiedlicher nicht sein könnten, fühlen sie sich doch auf besondere Weise verbunden. Gemeinsam widmen sie sich einer gemeinsamen Leidenschaft: der Erschaffung von Kornkreisen.

In jedem Kapitel machen sie sich erneut auf den Weg: nachts, heimlich, mit akribisch gezeichneten Plänen, mit dem Traum der Perfektion, der Sehnsucht nach Anerkennung, umhüllt von Mythos. Benjamin Myers gelingt es fabelhaft, diese besondere Stimmung - feierlich, ruhig, traumgleich, geheimnisvoll - in Worte zu fassen. Man streift mit den beiden Männern durch die nächtlichen Felder, spürt den Respekt mit dem sie sich durch die Natur bewegen und den Lebewesen begegnen, ihren Freiheitsdrang, den Widerwillen gegen Obrigkeiten, den Kampf gegen sinnlose Zerstörungen, die zarte Hoffnung, die sie versuchen, am Leben zu erhalten.

Myers Sprache zieht einen hinein in diese Szenen und sie bleiben so bildlich hängen, dass man in der Erinnerung fast noch den Wind spürt, der durch das von Mondlicht beschienene Feld streift. Was mir bei diesem Buch gefehlt hat, war nicht die Handlung, nicht der Spannungsbogen, denn darum geht es in diesem gefühlsdichten Roman nicht. Was mir stattdessen gefehlt hat, war mehr Nähe zu den beiden Protagonisten. Wer seid ihr, möchte man ihnen zurufen. Warum gebt ihr einander nicht mehr preis, was sind die Gedanken, die ihr voreinander versteckt? Gerne hätte ich sie und ihre Freundschaft noch besser kennengelernt, gerne hätte ich eine Entwicklung beobachtet, aber dann war das Buch schon zu Ende und ließ mich zurück mit den Erinnerungen an die gemeinsamen Streifzüge und einigen melancholischen Fragen.