Rezension

Superspannend, aber leider zunehmend unrealistisch ...

Und morgen du - Stefan Ahnhem

Und morgen du
von Stefan Ahnhem

Bewertet mit 3 Sternen

Meine Meinung:

Zunächst zum löblichen Teil: der Schreibstil von Stefan Ahnhem ist sehr spannungsgeladen, er versteht es, den Leser zu fesseln. Seine Charaktere wirken lebendig, er gibt ihnen Tiefe und Persönlichkeit.
Die Hauptfigur Fabian Risk empfand ich als nicht uneingeschränkt sympathisch, sondern er ist eher ein Typ mit Ecken und Kanten. Zuweilen ist er anstrengend, da er unbedingt seine Alleingänge durchziehen muss, aber das ist ja nicht unbedingt neu in diesem Genre.

Das Buch ist gegliedert in Teil 1 und Teil 2. Im ersten Teil schien schnell festzustehen, wer hinter allem steckt, doch geschickte Wendungen sorgen für Überraschungen. Vieles war trotzdem nur allzu leicht vorhersehbar, was ich sehr schade fand. Noch mehr gestört hat mich allerdings, dass der Autor die Ermittler bei allzu Offensichtlichem ewig im Dunkeln tappen ließ, das nervte beim Lesen.
Im zweiten Teil des Buches wird es dann zunehmend actionreicher, die Leichen stapeln sich quasi schon fast. Manche Szenen kamen mir unnötig ausführlich und extra blutig vor, das wirkte auf mich schon fast effektheischend.

Der Kriminalroman mutierte meiner Meinung nach zunehmend zu einem Actionthriller und die Glaubwürdigkeit nahm in gleichem Maße ab. Der Täter wirkt am Ende wie eine Kreuzung aus MacGyver, Chuck Norris und Superman – es scheint kaum noch Grenzen für ihn zu geben. Da ist sein Unterschlupf, bei dem jeder James Bond – Bösewicht vor Neid erblassen würde, nur noch eine passende Zugabe.
Es wurde immer unwahrscheinlicher und die Logik blieb oft außen vor, wie beispielsweise in der Szene, in der ein Mann durch zentimeterdicken Staub robbt und hinterher keinerlei Spuren hinterlässt.

Wie eingangs erwähnt, fand ich den Schreibstil an sich wirklich gut und ich würde auch noch einen weiteren Teil der Reihe lesen. Nur hoffe ich, dass der Autor dann weniger ins Unmögliche abgleitet und eher beim soliden Krimi bleibt.
Das Ermittlerteam fand ich insgesamt recht sympathisch und da man auch vieles aus dem Privatleben der Charaktere erfahren hat, interessiert mich, wie es mit ihnen weitergeht.

Fazit:
Ein sehr fesselnd geschriebener Krimi, der eigentlich eher wie ein Thriller wirkt. Manchmal unnötig blutig, stellenweise sehr vorhersehbar und am Ende immer unrealistischer … als Auftakt einer Reihe ganz ok, aber für den nächsten Teil wünsche ich mir mehr Authentizität