Rezension

Fesselnder Kriminalroman aus Schweden

Und morgen du - Stefan Ahnhem

Und morgen du
von Stefan Ahnhem

Bewertet mit 4.5 Sternen

Neuer Job, neuer Wohnort, neues Leben. Fabian Risk steht gemeinsam mit seiner Frau und seinen beiden Kindern vor einem Neuanfang. Der Umzugswagen ist noch nicht im neuen Heim angekommen, da steht schon seine zukünftige Chefin vor seiner Tür um ihn zu einem abscheulichen Tatort zu führen. Eigentlich befindet sich Fabian noch nicht im Dienst, ihm stehen noch sechs Wochen Urlaub bevor. In diesen Wochen wollte er seiner Familie ein gemütliches Zuhause schaffen. Doch die Befürchtung liegt nahe, daraus wird wohl nichts. Denn Fabian kannte das Opfer, ein ehemaliger Klassenkamerad. Ausgerechnet jetzt, wo Fabian in seine alte Heimat zurückgekehrt ist. Zufall? Oder hat der Täter noch eine alte Rechnung mit ihm offen?

Ich habe lange hin und her überlegt, ob dieses Buch bei mir einziehen soll oder nicht. Schließlich habe ich bereits so viele Buchserien begonnen. Ist da wirklich Luft für eine weitere? Die Antwort lautete: Ja. Es muss einfach. Denn die Leseprobe dieses schwedischen Serienauftakts klang einfach zu gut und zu sehr nach meinem Geschmack. Bereits die ersten Seiten haben mich völlig in ihren Bann gezogen. Fabian erschien mir sehr sympathisch und ich war total neugierig, was ihm da in der Vergangenheit in Stockholm passiert ist. Was kann der Grund gewesen sein, sein Leben noch einmal völlig neu anzufangen?

Nun habe ich das Buch durchgelesen und kann sagen: es hat sich auf jeden Fall gelohnt, meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Der Autor hat einen sehr flüssig zu lesenden Schreibstil und die Übersetzung ist meinem Empfinden nach sehr gut gelungen. Für mich kam während des Lesens niemals Langeweile auf. Im Gegenteil. Schon nach dem ersten Drittel war ich ganz geflasht und dachte: „Wow… und du hast noch so viel vor dir… was da wohl noch alles passiert?“.

Mit den Charakteren des Buches aus deren verschiedenen Sichtweisen die Handlung erzählt wird, wird man sehr schnell warm und durch die einzelnen Konstellationen steigt man gut durch. Es gibt sowohl Sympathieträger als auch richtige Ekelpakete, die eben in keinem Buch fehlen dürfen. Fabian hat zwar mit dem Umzug von Stockholm nach Helsingborg einen ersten Schritt getan, die Mitglieder seiner Familie einander wieder näher zu bringen, aber ihm steht da noch ein hartes Stück Arbeit bevor. Es darf einfach nicht sein, dass man zwar unter einem Dach aber dennoch völlig aneinander vorbei lebt.

Die Darstellungen der Vorgehensweise des Täters sind sehr brutal und aggressiv geschrieben. Ich bin ja relativ schwer zu schocken, aber bei manchen Passagen musste ich schon mal tief Luft holen. Einfach unfassbar, zu was manche Menschen in der Lage sind.

Besonders gut hat mir gefallen, wie der Autor aktueller Missstände der Gesellschaft in die Haupthandlung eingeflochten hat. Neben familiärer Entfremdung geht es auch um das Thema Mobbing. Er übt hier nicht nur Kritik an den Tätern sondern auch an denen, die „zusehen“ und weg schauen. Er vermittelt deutlich, dass diese Leute auch eine gewisse Schuld trifft, auch wenn sie eigentlich nichts tun. Eben weil sie nichts tun.

Fazit: Ich bin der Meinung, dass die skandinavische Krimi-Literatur wieder um eine sehr vielversprechende Buchserie erweitert worden ist. Ich kann „Und morgen Du“ absolut weiter empfehlen. Nach nur einem Buch kann ich zwar Stefan Ahnhem noch nicht als Lieblingsautor bezeichnen, aber Potential ist da.