Rezension

Lücke im digitalen Finanzsystem?

Montecrypto -

Montecrypto
von Tom Hillenbrand

Bewertet mit 4 Sternen

Tom Hillenbrand kenne ich als Autor, der unterschiedlicheThemenbereiche bedient. Da sind seine kulinarischen Krimis um den Koch Xavier Kieffer, der Thriller um die Künstliche Intelligenz "QUBE", "Hologrammatica", ein SciFi-Thriller und vieles mehr. Er ist sehr vielseitig. Hier geht es nun um die vielfach undurchsichtigen Geschäfte mit den Kryptowährungen und ich bin wirklich sehr neugierig gewesen, wie die Schatzsuche nach dem digitalen Erbe des verschrobenen Unternehmers Gregory Hollister ablaufen würde. Die Frage, die mich vordergründig bewegte: Existiert das Vermögen wirklich oder ruft es bei den unterschiedlichen Leuten nur Begehrlichkeiten hervor, die nicht erfüllt werden können?

Nachdem der Start-up-Unternehmer Gregory Hollister bei einem Unfall ums Leben kommt, beginnt der große Run auf sein ominöses Riesenvermögen. Angeblich hatte er den immensen Reichtum größtenteils in Bitcoins angelegt. Der Privatermittler Ed Dante wird von der Halbschwester Gregs beauftragt, nach dem digitalen Schatz zu suchen. Zum Glück für mich fällt Dante nicht durch besondere Kenntnisse der Materie auf. Ihm zur Seite steht bald die junge Investigativjournalistin Mercy Mondego mit guten IT-Wissen und förderlichem Durchblick. Das machte es auch mir leichter, mich durch die Fachbegriffe der Kryptofinanzwirtschaft zu finden. Mir schwirrte der Kopf von den vielen „Coins“, Monetas und den anderen Bezeichnungen.

Ed war zwar im Finanzbereich tätig gewesen, aber die digitale Währung mit ihren zahlreichen Verflechtungen ist ihm nicht geheuer. Umso ausgeprägter ist seine außerordentliche Vorliebe für gut gemixte Cocktails. Die Drinks an der „Salatbar“ sind vielseitig und sehr begehrt. Der digitale Schatz von den Medien „Montecrypto" genannt, zieht dubiose Leute an bis hin zu Geheimdiensten, das FBI und die Mafia. Wer ist da nur alles wegen „Montecrypto“ unterwegs? Auch begegnen einem jede Menge junge Menschen mit viel Geld.

 

S. 144 „Diese Typen haben alle mehr Geld als Verstand.“

 

Die spektakuläre Schatzsuche zieht immer größere Kreise um den gesamten Globus, ausgehend von Los Angeles über New York, nach Frankfurt/Main und in die Schweiz und wieder retour in die USA. Dante wird mit seiner auffälligen Kopfbedeckung, dem Trilby, bald zu einer Kultfigur der Kryptoszene.

Der Thriller bereitete mir großes Lesevergnügen. Mich spricht es an, wie Tom Hillenbrand abenteuerliche und teils skurrile Szenen mit der Welt der digitalen Währungen verknüpft, das alles detailreich und mit feiner Ironie. Er schreibt witzig und wortgewandt und fügt die spezielle Story raffiniert zusammen. Die Geschichte wird politisch, spannend, aufschlussreich und durchaus bildend erzählt. Auch über Cocktails, Autos und Musik habe ich vorher noch nicht so viel in einem Buch gelesen.

Ich weiß nun beispielsweise was eine Eurion-Konstellation ist, und wer Georges Bataille war. Gefallen hat mir auch, wie geschickt der Autor mit den Namen seiner Hauptfiguren und dem Titel des Thrillers, einen Klassiker der Unterhaltungsliteratur hat einfließen lassen. Die Bezüge zum „Graf von Monte Christo“ sind nicht zu übersehen.

Mit einem etwas zu rasanten, actionreichen Szenario mit explosivem Brimborium endet die Jagd nach dem digitalen Schatz. Das Ende war mir dann doch etwas zu dick aufgetragen! Trotzdem habe ich mich insgesamt gut unterhalten gefühlt. Tom Hillenbrand hat mich ein weiteres Mal nicht enttäuscht.