Leserunde

Leserunde zu „Schicksal“ (Zeruya Shalev)

Schicksal -

Schicksal
von Zeruya Shalev

Bewerbungsphase: 27.05. - 10.06.

Beginn der Leserunde: 17.06. (Ende: 08.07.)

Im Rahmen dieser (nachgeholten) Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Piper Verlags – 10 Freiexemplare von „Schicksal“ (Zeruya Shalev) zur Verfügung. Eine Leseprobe zum Buch findet ihr hier

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

ÜBER DAS BUCH:

Eine Begegnung, die alles in Frage stellt ...

Atara ist zum zweiten Mal verheiratet, mit ihrer großen Liebe, doch neuerdings scheint Alex sich immer weiter von ihr zu entfernen. Noch größere Sorgen macht ihr der gemeinsame Sohn, ein Elitesoldat, der nach dem letzten Einsatz kaum mehr das Haus verlässt. Vielleicht um ihre Familie besser zu verstehen, vielleicht um ihr zu entkommen, sucht Atara Rachel auf, die erste Frau ihres Vaters, das große Tabu in Ataras Kindheit ... Die Idealistin Rachel scheint die Vergangenheit zu verkörpern - sie kämpfte mit dem Vater in der Untergrundmiliz gegen die Engländer und für einen israelischen Staat. Doch die Begegnung der beiden Frauen mündet in eine Katastrophe in der Gegenwart ... Meisterlich erzählt Zeruya Shalev eine große Geschichte von Liebe und Verantwortung.

ÜBER DIE AUTORIN:

Zeruya Shalev, 1959 in einem Kibbuz am See Genezareth geboren, studierte Bibelwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Haifa. Ihre vielfach ausgezeichnete Trilogie über die moderne Liebe – «Liebesleben„, “Mann und Frau„, “Späte Familie» – wurde in über zwanzig Sprachen übertragen. Zuletzt erschienen ihre Romane „Schmerz“ (2015) und „Schicksal“ (2021). Zeruya Shalev gehört weltweit zu den bedeutendsten Erzählerinnen unserer Zeit.

10.07.2021

Thema: Lektüre, Teil lll; Seite 283 bis Ende

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Else kommentierte am 24. Juni 2021 um 17:10

Tja, -nach dem tollen Anfang bin ich etwas enttäuscht. Am Ende ging es nur um das Schicksal dieser beiden Frauen, ihre Entwicklungen konnte ich nicht wirklich nachvollziehen, auch Edens Hinwendung zur Religion fand ich merkwürdig. Die Versöhnung Rachels kam mir nach all den Jahren festgefahrener Fronten auch nicht ganz glaubwürdig vor. Die drängende Frage, warum Ataras Vater sie so schlecht behandelt hat, wurde nicht beantwortet. Auch warum Rachel und Meno jeweils ihre erste Ehe verschweigen wollten, wurde nicht geklärt, man kann nur mutmaßen.  Ich muss das erst mal sacken lassen, kann noch gar nicht sagen, wie ich das Buch nun tatsächlich beurteilen würde. Sprachlich zumindest fand ich es toll. Die Ausdrucksweise gefiel mir sehr. 

 

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Pitty318 kommentierte am 25. Juni 2021 um 10:09

Jetzt habe ich das Buch auch durchgelesen und bin erleichtert und auch sprachlos über das Ende. 
Das Ende ist so offen wie es hoffnungsvoll ist. 
Zwei Frauen, die die Lösung für ihr spannungsreiches Leben gefunden haben. 
Atara, die auf den letzten Seiten mit Klarheit ihre ganze Weisheit entdeckt und beschreibt. 
Unglaublich wie sie die Verbindung von der gequälten Tochter, über die Spannungen in ihren Eheleben und ihre letzte Erkenntnis über die Überheblichkeit in das Leben eingreifen zu wollen, zieht.

Das dritte Kapitel ist mir am schwersten gefallen zu lasen. Ich habe überhaupt keine Verbindung zum Anfang der Geschichte mehr gesehen. Die Beschreibungen der Ehe und die Ängste, der Verlust ihrer Kinder, alles war sehr bedrückend. Dann sind wieder wunderschöne Metaphern dabei.  Und die Szene, als Rachel sie in der Trauerwoche besucht und sie durch den Tod von Alex plötzlich diese innige Verbindung erhalten, hat mich sehr betührt. 
Ich bin gar nicht traurig, dass es nicht auf alle Fragen, die aufgeworfen wurden, am Ende eine Antwort gibt. Die Erkenntnisse von Atara zum Ende hin sind so groß und so übergreifend, dass  für mich die Antworten der alten Fragen in den Hintergrund treten. Im richtigen Leben werden auch nicht alle Fragen beantwortet, dachte ich am Ende des Buches. 
Was mich auch noch sehr begeistert hat, ist der Schreibstil, der genau die Stimmung bei mir vermittelt hat, in der Atara sich befunden hat. Ich fühlte mich die meiste Zeit irgendwie getrieben und gehetzt und unter großer Spannung, auch Unzufriedenheit, bis zum Schluss mit Ataras Erkenntnis mich diese fast absolute Ruhe überkam. Ein sehr, sehr außergewöhnliches Leseerlebnis. 

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GaudBretonne kommentierte am 27. Juni 2021 um 14:48

"Das Ende ist so offen wie es hoffnungsvoll ist. Zwei Frauen, die die Lösung für ihr spannungsreiches Leben gefunden haben. Atara, die auf den letzten Seiten mit Klarheit ihre ganze Weisheit entdeckt und beschreibt. Unglaublich wie sie die Verbindung von der gequälten Tochter, über die Spannungen in ihren Eheleben und ihre letzte Erkenntnis über die Überheblichkeit in das Leben eingreifen zu wollen, zieht.“ „Und die Szene, als Rachel sie in der Trauerwoche besucht und sie durch den Tod von Alex plötzlich diese innige Verbindung erhalten, hat mich sehr betührt.“ 
 

Das habe ich aus so empfunden. Das Ende ist für mich absolut überzeugend. Die beiden Frauen haben sich mit ihrem Schicksal versöhnt, in dem sie ihr Leben so angenommen haben, wie es ist. Dass dabei offene Fragen bleiben – gerade für den Leser – liegt in der Natur der Dinge. Dieser Prozess wird m. E. auch im Aufbau des Werkes deutlich. Zu Beginn werden die Protagonistinnen, ihr status quo, eingeführt. Im zweiten Teil müssen sie das (Lebens-)Leid verarbeiten. Das ist sehr schmerzvoll und alles andere als leicht Daher ist auch der zweite Teil –insbesondere für den Leser - schwer verdaulich und wird durch den Prozess der Verarbeitung und Reflexion gesteuert. Das Ende des Romans ist insofern das Ergebnis dieses Prozesses.

Beeindruckend ist außerdem in jeglicher Hinsicht die sprachliche Leistung. Ein Stil, der als variantenreich betitelt werden kann, und die vielen außergewöhnlichen Metaphern runden dieses großartige Werk ab, das von mir eine uneingeschränkte Empfehlung erhält, da es mit das beste ist, was ich in diesem Jahr gelesen habe.

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LESERIN kommentierte am 29. Juni 2021 um 12:03

das sehe ich ähnlich, ich bin ja ein Fan der ersten Stunde, aber ich finde, dass sich Zeruya Shalev mit diesem Roman selbst übertroffen hat. Natürlich ist das Ganze auch schwere Kost,  aber eine "Wohlfühllektüre" habe ich nicht erwartet und hier trennt sich auch die Spreu vom Weizen. Gute Literatur ist manchmal auch unangenehm. Teilweise musste man sich den Text regelrecht erarbeiten. Mich konnte der Roman jedenfalls berühren und ins Grübeln bringen. Ich mochte auch die Tatsache, dass Religion eine Rolle spielt und wie z.B. die Hinwendung zum Glauben plausibel gemacht wird. Auch das offene Ende hat mir gut gefallen, so ist es eben manchmal auch im wahren Leben- keine einfachen Antworten, keine simplen (Auf)Lösungen. Und doch ein Silberstreif am Horizont. Für mich eine ganz klar 5 Sterne würdige Geschichte. "Schicksal" : Reife Leistung!

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Pitty318 kommentierte am 30. Juni 2021 um 23:06

Für mich ist es auch ein Lesehighlight des Jahres. Ich fand Deine Gedabken zum Buch sehr spannend. In Leseabschnitt ll hatte ich meinen Beitrag wieder gelöscht, weil er viel verraten hätte.  Mir waren noch folgende Punkte aufgefallen. 

Erst im Rückblick als ich es fertig hatte, haben für mich viele Teile einen Sinn ergeben. So wurde zum Beispiel am Anfang darauf hingewiesen, dass Rachel in der jüdischen Relegion auch für die große Ur-Mutter steht. ( Ich hoffe, ich habe es in meinen eigenen Worten richtig widergegeben). Rachel also noch eine andere Bedeutung hat. Als zum Ende Atara ihre Sachen packt und zu Rachel fährt, kann man es auch im übertragenen Sinne so sehen. Sie hat ihren Frieden gemacht und fährt zu ihrer "Stammmutter".  (Zuerst hatte ich aber noch die Angst, dass sie Alex folgen möchte. )

Wenn man die Personen stellvertretend als Bevölkerung Israels nimmt, werden ja gerade die jungen Männer, die Söhne, im Roman von der sehr konservativen religiösen Strömung angezogen. Kinder, die als Gegenbewegung zu der Eltern-und Großelterngeneration (Atara, Meno, Rachel) sehr viel radikaler in ihrer Religiosität sind. Ob es sich momentan auch in Israel so verhält, weiß ich gar nicht. Ich muss gestehen, da kenne ich mich kaum aus. Jedenfalls glaube ich, dass sehr viel mehr in dem Roman drin steckt als ich (viele in Deutschland) erfassen kann, weil ich in der Politik und der Kultur nicht so Bescheid weiß. 

Interessanterweise ist der Roman auch so konstruiert, dass es hauptsächlich um zwei Frauen geht. Die Abschnitte, die von der älteren handeln sind zu Beginn lang und werden immer kürzer und bei den Abschnitten, die von der jüngeren Frau handeln, ist es umgekehrt. So als würde ein Staffelstab übergeben werden. Und am Ende schließt sich der Kreis. Atara fährt zu Rachel. 

Ich finde der Roman lädt sehr zu Interpretationen ein.

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Else kommentierte am 06. Juli 2021 um 19:43

Ich finde der Roman lädt sehr zu Interpretationen ein.

Ja, das finde ich auch. Deine GEdanken zu dem Buch finde ich sehr gut. Schön geschrieben.

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Nil kommentierte am 03. Juli 2021 um 19:51

Ja, stimme voll zu. Der Roman hat große sprachlich erhebende Momente und Zeruya Shalev schreibt einfach gut, anders kann man es nicht sagen. Ihr Schreibstil hat mich sehr überzeugt!

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HistoryCat kommentierte am 04. Juli 2021 um 13:37

Und die Szene, als Rachel sie in der Trauerwoche besucht und sie durch den Tod von Alex plötzlich diese innige Verbindung erhalten, hat mich sehr betührt. 
 

 

Für mich das Highlight n diesem Abschnitt. Rachel trauert für mich als Einzige (natürlich neben Atara und Eden) mit, der Rest macht eher den Eindruck eines Kaffeeklatsches. 
 

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Else kommentierte am 06. Juli 2021 um 19:42

Rachel trauert für mich als Einzige (natürlich neben Atara und Eden) mit, der Rest macht eher den Eindruck eines Kaffeeklatsches. 

So habe ich es auch empfunden. Vielleicht ein Tribut an die Tradition des Schiv'a (sitzens). Für Viele ist es vermutlich nur eine Tradition, die aus Pflichtgefühl absolviert wird, nicht aus Mitgefühl.

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Dajobama kommentierte am 25. Juni 2021 um 21:36

Ein wirklich toller Schreibstil - literarisch und poetisch, konnte mich sehr begeistern.

Weniger begeistern konnte mich ab etwa der Hälfte die Handlung. Zu sehr hat sich die Autorin für mich auf die Trauerarbeit konzentriert. Zu wenig über die Geschichte Israels wurde vermittelt. Und, wie bereits vermutet, wurde beinahe alles offen gelassen. 

Zurück bleibt eine traurige, beinah gespenstische Atmosphäre. Auf jeden Fall sehr besonders, auch wenn meine Erwartungen an den Inhalt andere waren.

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Leseskorpion kommentierte am 26. Juni 2021 um 09:18

Schiwa sitzen – diesen Begriff habe ich noch nicht gehört. Das muss ja eine Tortur für die Hinterbliebenen sein! Nachdem Atara und Alex doch immer sehr auf Konfrontationskurs waren, hätte ich nicht erwartet, dass Atara so sehr um ihn trauern würde. Scheinbar braucht sie aber genau diese absolute Trauer, um sich zu berappeln. So wie sie durch ihre anhaltende Trauer schwächer wird, wird der vermeintlich schwache Eden stärker, findet seinen Weg. Der Schock, den er ihr versetzt, als er mit ihr über seine Pläne spricht, bringt sie zu ganz neuen Erkenntnissen und hilft ihr, mit ihrem Leben ins Reine zu kommen. Diesen Lesemoment habe ich als sehr berührend empfunden.

Nach wie vor fehlen jedoch Antworten auf einige entscheidende Fragen: Was ist mit Eden beim Militär passiert, was ihn so aus der Bahn geworfen hat? Was war die Ursache für das schlechte Verhältnis zwischen Atara und ihrem Vater? Was genau hat Atara von Rachel erwartet?

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Lena Wilczynski kommentierte am 26. Juni 2021 um 16:40

Ich fand es so interessant, dass Rachels und Ataras Leben dann durch die Begegnung der Söhne doch wieder miteinander verknüpft werden.. wenn auch nur indirekt..

Ich stelle mir die Schiva auch sehr heftig vor.. natürlich steht sie symbolisch dafür, dass die Familie und Freunde zur Unterstützung da sind. Dennoch brauche ich selbst Ruhe, um mit dem Tod eines geliebten Menschen, umgehen zu können oder ihn zu verarbeiten. Mir wäre das in einem solchen Moment zuviel, immer andere Leute im Haus zu haben.. Aber es ist dort halt Tradition.. soweit ich weiß, wird für die Zeit der Schiva auch nicht gearbeitet.

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jenvo82 kommentierte am 06. Juli 2021 um 08:48

"Ich fand es so interessant, dass Rachels und Ataras Leben dann durch die Begegnung der Söhne doch wieder miteinander verknüpft werden.. wenn auch nur indirekt.."

Das erschien mir eher seltsam, allerdings sind auch die Söhne der beiden Frauen so blass geblieben, selbst wenn es ganz spezielle Charaktere sind, für mich als Leser sind sie in erster Linie Männer, die sich ganz anders entwickelt haben, als es ihre Mütter sich erhofft hätten.

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Else kommentierte am 06. Juli 2021 um 19:48

Nach wie vor fehlen jedoch Antworten auf einige entscheidende Fragen: Was ist mit Eden beim Militär passiert, was ihn so aus der Bahn geworfen hat? Was war die Ursache für das schlechte Verhältnis zwischen Atara und ihrem Vater? Was genau hat Atara von Rachel erwartet?

Zunächst hatte mich das auch gestört, aber im Nachhinein war ich sehr versöhnt mit dem Ende. Manchmal spielt einem das Schicksal so einen Streich, man kümmert sich zu spät um die offenen Fragen der Vergangenheit und dann kann es nicht mehr geklärt werden, so ergeht es hier Atara mit ihrem Vater. Von Rachel erwartete Atara bestimmt Informationen, die ihr Klarheit verschaffen sollten.

Und was Eden betrifft: er wird es wohl niemandem verraten haben, weil er es nicht durfte. Auch das wird vermutlich der Realität solcher Elitesoldaten entsprechen. 

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Lena Wilczynski kommentierte am 26. Juni 2021 um 16:44

Ich habe mich ein wenig schwer getan, mich auf den Schreibstil einzulassen.. es ist definitiv kein Buch, welches man abends zum Abschalten liest..Trotzdem finde ich die Art und Weise, wie hier die Geschichte der beiden Frauen erzählt wird interessant.. Mir hat es gefallen, dass im letzten Abschnitt der Schwerpunkt auf der Trauer, der Verarbeitung des Todes liegt.. Das kommt bei mir authentisch an, denn den Tod eines Ehemanns, selbst wenn es häufig Uneinigkeiten gibt, zu verarbeiten, stelle ich mir unglaublich schwer vor. Ganz besonders, wenn er so plötzlich und unerwartet kommt, wie es bei Alex der Fall ist. Ich finde es spannend, dass Atara dadurch vieles in ihrem Leben Revue passieren lässt und auch ihr Verhalten hinterfragt. Das hat mir gefallen.

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Samara42 kommentierte am 29. Juni 2021 um 17:09

Mit dem Buch bin ich nun auch fertig. Es gab so viele tolle literarische Momente, aber auch Momente wo ich dachte dass ich gerne mehr wissen wollte und Antworten auf offene Fragen bekommen wollte. Zumindest als Leserin. Doch wie das Schicksal nun mal so spielt und wie die Autorin es wollte, bekommt niemand in seinem Leben alle Fragen beantwortet. Vieles bleibt im Dunkeln und wegen der Trauer kann man trotzdem über gewisse Sachen hinwegkommen bzw. sie ab dann aus einem anderen Sichtwinkel betrachten.
Für mich ist es ein hoch literarisches Werk, dass man nicht als Wochenendlektüre zum Wohlfühlen lesen sollte, sondern um sich über das Lebensschicksal höchst selbst inspirieren zu lassen.

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Elchi130 kommentierte am 02. Juli 2021 um 19:37

So, 60 Seiten vor Ende des Buches hisse ich nun die weiße Flagge und breche das Buch ab. Ataras endlose Gedanken langweilen mich dermaßen. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Autorin etwas von Interesse zu erzählen hat. In Rachel kann ich mich mittlerweile gar nicht mehr hineindenken. Zum einen finde ich ihre Gedankengänge wirr, zum anderen haben sie einfach keinen Berührungspunkt zu meinem Leben. Sie sind mir fern und fremd. Zudem finde ich auch ihre Gedanken nicht mehr interessant, da sie mir keine Erkenntnisse vermitteln, wie ursprünglich erhofft.

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Nil kommentierte am 03. Juli 2021 um 19:52

Bei knapp 400 Seiten hättest du die letzten 60 Seiten sicher auch noch durchbekommen ;0)

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Elchi130 kommentierte am 04. Juli 2021 um 00:00

Wahrscheinlich hätte ich noch 10-14 Tage gebraucht. Aber ich habe darin keinen Sinn gesehrn, weil mich die Gedanken der Figuren nicht mehr interessiert haben und ich sie unendlich langweilig fand. Ich wollte nur noch, dass es endlich vorbei ist. Als Madonna im Musical Evita gespielt hat, hat ein Rezensent damals geschrieben: irgendwann wünschte man ihr nur noch einen schnellen Tod. So ging es mir hier. Jede Seite war eine Qual. Für mich hatte die Autorin nichts von Interesse zu erzählen. Da kann ich mich dann auch nicht mehr am Stil erfreuen. Den habe ich gar nicht mehr wahrgenommen.

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Elchi130 kommentierte am 04. Juli 2021 um 00:01

Wahrscheinlich hätte ich noch 10-14 Tage gebraucht. Aber ich habe darin keinen Sinn gesehrn, weil mich die Gedanken der Figuren nicht mehr interessiert haben und ich sie unendlich langweilig fand. Ich wollte nur noch, dass es endlich vorbei ist. Als Madonna im Musical Evita gespielt hat, hat ein Rezensent damals geschrieben: irgendwann wünschte man ihr nur noch einen schnellen Tod. So ging es mir hier. Jede Seite war eine Qual. Für mich hatte die Autorin nichts von Interesse zu erzählen. Da kann ich mich dann auch nicht mehr am Stil erfreuen. Den habe ich gar nicht mehr wahrgenommen.

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bookslove1511 kommentierte am 04. Juli 2021 um 23:25

Das Buch ist extrem Geschmackssache und zum Glück sind die Geschmäcker verschieden, sonst wäre ja die Welt total langweilig ;) 

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jenvo82 kommentierte am 06. Juli 2021 um 08:46

Ja, ähnlich sehe ich die Gedankengänge der Protagonisten auch. Sie sind mir fremd, was ich noch akzeptieren könnte. Aber viel schlimmer finde ich die Tatsache, dass ich nichts aus dem Buch herausfiltern kann, was mir nennenswert erscheint. Keine Lehre fürs Leben, weder Traurigkeit noch Freude - hier verläuft so vieles im Sand und es interessiert mich auch nur mäßig, wie genau die Protagonisten ihr Leben nun in Folge meistern werden. Wahrscheinlich klagen sie ihr aufgezwungenes Schicksal noch eine Weile an, und widmen sich dann wieder ihrem Alltag, mit all den Verletzungen, die sie nunmehr erfahren haben. Ich wünschte, dieses Buch hätte eine Figur gehabt, mit der ich mich identifizieren könnte. Oder zumindest eine Handlung, die mangelnde Sympathien wieder wettmacht.

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Pitty318 kommentierte am 07. Juli 2021 um 19:54

Mir ging es etwas ähnlich wie Dir, dass ich irgendwann dachte, also jetzt ist genug und war am Überlegen, ob ich aufhöre. Aber ich kann keine Rezension schreiben, ohne ein Buch zu Ende gelesen zu haben. 
Also habe ich versucht, schneller zu lesen. Wenn man sich durch so viele Seiten gelesen hat, verpasst man fast das Beste vom Buch zum Schluss. 
Ich dachte, dass Zeruya Shalev mit meinen Gefühlen (und der Leser/innen) spielt. 
Sie ist so gut im sprachlichen Ausdruck und in der "Komposition" dieses Romans (meine Meinung), dass sie genau diese Gefühle erzeugen wollte, die wir hatten. Das Überdrüssigsein des Buches bzw. das Überdrüssigsein des Lebens, wie es Atara empfand. 
.... und dann kommt die Wendung: das, was immer passiert, wenn man weitergeht im Leben, wenn man Gefühle anschaut und annimmt als zu sich gehörig. Du kannst loslassen und Du bist frei. Die Gefühle am Ende des Buches waren unglaublich. 

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Nil kommentierte am 03. Juli 2021 um 19:48

Wahnsinn wie das nun ausgegangen ist. Solch ein Ende hätte ich nicht erwartet. Ja rech offen, aber das Eden sich in die Religiösität zurückzieht und auch so diese Antwort auf seine Frage interpretiert ist auch schon wieder Sprenstoff für Atara. Ich kann ihre explosive Reaktion sehr stark nachvollziehen.

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nicigirl85 kommentierte am 08. Juli 2021 um 11:43

Ich bewundere Menschen, die durch ihren Glauben Zuversicht und Hoffnung finden.  Mir gibt das leider so gar nichts...

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evaczyk kommentierte am 03. Juli 2021 um 20:00

Ich bin jetzt auch mit dem Buch fertig und muss die ganzen Eindrücke jetzt erst mal sacken lassen. Sprachlich finde ich den Stil von Zeruya Shalev einfach großartig. Ihre beiden Protagonistinnen sind eher spröde und machen es nicht ganz einfach, Zugang zu ihnen zu finden, trotzdem finde ich sie fazinierend mit ihren Ecken und Kanten, ein bißchen wie dornige Disteln, deren Schönheit ja auch mit ziemlich kratzigen Erfahrungen verbunden ist. Der ganze Umgang mit Tod und Trauer, mit Fragen nach Schuld und Bewältgung - das betrifft ja nicht nur den Tod von Rachels Kampfgenossen und Ataras Verlust von Alexander, sondern auch die Geschichte von Rabbi Nachmann und die Herausbildung dessen ultraorthodoxer Schule. Mit der Hinwendung Edens ausgerechnet zu dieser Ausprägung von Religion schließt sich dann auch wieder ein Kreis. Was ich ziemlich großartig finde: Wie die Autorin die Zerrissenheit und Vielfalt der israelischen Gesellschaft mit der Focussierung auf einige wenige Figuren zeigt.

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HistoryCat kommentierte am 04. Juli 2021 um 13:47

Ich fand das Ende besser als erwartet. Es blieb einiges offen, aber dennoch ist die Geschichte in sich abgeschlossen. Ich bin auch zufrieden, wie die Autorin die übrigen ProtagonistInnen ausgestaltet hat und welches „Schicksal“ sie ihnen auf den Weg gegeben hat. Für Eden kann ich mir nur wünschen, dass er seinen Weg findet und auch seinen Frieden damit.
Atara sieht in Rachel ihre einzige Verbündete, so kommt es mir zumindest vor. Eden geht seinen Weg, Avigail auch und ist dazu auch noch weit weg und Rachel ist in der Nähe. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass Atara sich um die betagte Frau kümmern will, während Rachel sie als „Tochter“ annehmen würde, der „sie beim Frühstücken zuschauen kann“. So gesehen, hat jeder irgendwo seinen Platz gefunden.
Ataras Entwicklung hat mich überrascht. Nachdem wir durch gefühlt 300 Seiten Seelenschmerz gezogen worden sind, habe ich nicht damit gerechnet, dass Atara noch einmal aufsteht. Vor allem nicht nach dem Gespräch mit Eden - ich hatte schon gedacht, dass sie dann einsam und gebrochen in ihrem Bett dahinscheidet.
Für mich war das Buch okay. Ich habe definitiv etwas über Israel und seine Geschichte gelernt und die meisterhaften, obwohl langen, Schilderungen der Emotionen durch Shalev haben mich sehr berührt. 

 

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jenvo82 kommentierte am 06. Juli 2021 um 08:39

Das Ende des Buches bleibt offen, damit kann ich gut leben, es passt zum Rest des Romans. Das Thema der Trauerbewältigung ist in diesem Abschnitt sehr dominant, dass mag ich zwar normalerweise, nur hätte ich mir hier eine andere Fokussierung gewünscht. Außerdem muss ich sagen, dass mich gerade Atara und ihre immer wiederkehrenden Anklagen gegen sich selbst irgendwie nerven. Gerade, weil ich im ersten Teil das Gefühl hatte, die Ehe von Alex und Atara sei nicht gerade auf ihrem Höhepunkt, sondern eher in einer Art Auseinanderleben angekommen, so wundert es mich nun doch, dass sie so vehement mit ihrem Schicksal hadert.

Leider kann der tolle Schreibstil hier nicht darüber hinweghelfen, dass die Handlung so unbestimmt und zerfasert bleibt und sich weit von ihren Ursprüngen entfernt. Für mich wäre es schöner gewesen, wenn eine klare Aussage am Ende der Lektüre stehen würde, etwas, was ich als Fazit ziehen kann, was ich mitnehme fürs Leben - und das hat dieser Roman eben nicht geschafft. Daher bin ich nur mittelmäßig begeistert, zugegeben eher etwas enttäuscht.
 

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bookslove1511 kommentierte am 06. Juli 2021 um 21:30

Endlich bin ich auch fertig geworden und überraschende weise hat das Ende mir am meistens gefallen. Sprachlich war es grandios. Obwohl ein oder andere Szenen überhaupt nicht für mich waren, muss ich zugeben Zeruya Shalev hat ein Händchen für starke Ausdrücke. Es bleiben zwar fast alle Fragen offen aber meine Meinung nach, das passt mit der gesamten Handlung. Wie die Autorin mit ihren Figuren abgeschlossen hat, finde ich gut.

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nicigirl85 kommentierte am 08. Juli 2021 um 11:42

Ich kann dir nur zustimmen, dass eigentlich zu viele Fragen offen bleiben, aber es durchaus zum Stil des Buches passt.

Sprachlich gibt es definitiv nichts zu meckern und ich wurde beim Lesen auch geistig durchaus gefordert. Kein Roman, den man mal so nebenbei wegliest...

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nicigirl85 kommentierte am 08. Juli 2021 um 11:40

Ich hab es dann nun auch geschafft und bin noch sehr zwiespältig was ich von dem Roman halten soll.

Die Schilderung der Trauerarbeit war durchaus wichtig, hat aber auch viel Raum eingenommen, was ich so nicht erwartet hatte. Ich hätte gerne noch detaillierter etwas zu Israel erfahren.

Schade fand ich, dass sich nicht klärt wieso Ataras Vater so mies war und generell bleiben Fragen offen, wo man sich jetzt selbst seine Gedanken machen kann. 
 

Die Versöhnung erschien mir nicht ganz so realistisch. Klar hat man sich diese gewünscht, aber nach all den Jahren? So richtig glauben kann ich es einfach nicht.

Sprachlich mochte ich den Roman dennoch. Das Rezensieren wird mir nicht leicht fallen.

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darkola77 kommentierte am 11. Juli 2021 um 23:23

In einem großen Rausch geht es weiter, und ich habe nun auch die erste Hälfte des dritten Leseabschnitts beendet - der mich emotional so mitgenommen hat, wie bisher keiner zuvor. Als Leserin mitzuerleben, wie Atara vor Trauer und Schuld sich immer weiter der Realität entfernt und ihr so buchstäblich der Boden entrissen wird, ist ein verstörender, mitleiderregender und für alle Seiten auch sehr fordernder Prozess von großer Intensität. Rachels Besuch in der Schiv'a hat für sie etwas Tröstendes, Beruhigendes, Erdendes.

Rachel dagegen erinnert die von Schuld zerfressene Atara an deren Vater Meno, nachdem dieser den fremdgeleiteten Brief seiner Empfängerin überstellt und damit die schicksalhafte Kette an Ereignissen in Gang gesetzt hat. Hier scheint sich der Kreis zu schließen, Anfang und Ende der Geschichte sich zu finden.

Wird es für die beiden Frauen Frieden oder gar Erlösung geben können? Die verbliebenen 60 Seiten werden mir auf diese Frage vermutlich eine Antwort liefern. Schade, dass morgen auch schon wieder eine neue Arbeitswoche beginnt - muss ich jetzt etwa tatsächlich das Licht aus- und die Augen zumachen?

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darkola77 kommentierte am 16. Juli 2021 um 00:01

Die zweite Hälfte des letzten Leseabschnitts hat mich sehr gefordert. Atara in ihrer Trauer, Verzweiflung, Bodenlosigkeit zu begleiten, ist ein intensives und höchst emotionales Leseerlebnis. Der Bezug zur Realität geht Atara in den verschiedenen Phasen der Trauerarbeit dabei zunehmend abhanden, und so ist auch der Handlungsfaden selbst nicht mehr stringent oder durchlaufend. Ihre gemeinsame Geschichte mit Rachel wird dabei zum einen gefestigt durch deren Besuch im Rahmen von Ataras Schiv'a, zum anderen stockt sie aber auch durch Ataras Rückzug ins Innere, von der Welt Abgeschlossene - bis diese sich dann wieder bereit für eine weitere Begegnung, die scheinbar auf Längerfristigkeit ausgelegt ist, fühlt.

Mich von der Geschichte nun zu verabschieden, fällt mir im Ganzen nicht leicht. Ataras Schicksal, das Schicksal des gesamten Figurenensembles ist mir doch sehr nahegegangen, die gemeinsame (Lese-)Zeit war eng, tief. Doch zugleich habe ich auch eine gewisse Erschöpfung meinerseits insbesondere durch das hochemotionale Erlebnis von Ataras tiefer Trauer empfunden, so dass ich nun zu Atem kommen und meine Gedanken neu sortieren und ordnen muss - bevor ich sie dann morgen in Form einer Rezension zu diesem wahrlich einzigartigen Buch zum Ausdruck bringen werde.

Thema: Lektüre, Teil lll; Seite 283 bis Ende
wacaha kommentierte am 24. Juli 2021 um 18:11

Oh, mir ist eben erst aufgefallen, dass ich gar nichts mehr zum Ende geschrieben habe. Hier hat wenigstens etwas Entwicklung bei Atara stattgefunden, aber leider konnte das für mich das Buch auch nicht mehr retten. Ich kann verstehen, dass vielen der poetische Schreibstil der Autorin zugesagt hat, mir ist aber der Inhalt wichtiger als die Sprache und dieser konnte mich leider überhaupt nicht überzeugen. Da hatte ich mir vom Klappentext etwas ganz anderes vorgestellt. Ehrlich gesagt bin ich froh, Atara hinter mir lassen zu können. Schade :-(

Thema: Lektüre, Teil lll; Seite 283 bis Ende
Mara S. kommentierte am 01. August 2021 um 00:39

Nach über zwei Wochen Pause habe ich heute das Buch ausgelesen und muss leider zugeben, zwischendrin immer mal wieder Abschnitte nur quergelesen zu haben. Das ist eigentlich nicht meine Art, aber der Roman hat mich auf dem falschen Fuß erwischt. Das tut mir irgendwie total leid, weil ich mich mehr sehr gefreut hatte, bei dieser Leserunde dabei zu sein und endlich einen Shalev Roman zu lesen. Ich finde, sie ist eine bemerkenswerte Erzählerin und ich werde mich auch an ihre anderen Bücher heranwagen. Doch mit Atara bin ich überhaupt nicht warm geworden und konnte ihre Auseinandersetzung mit sich selbst, ihrem Leben und ihrer Liebe schlicht nicht aushalten. Mit Rachel bin ich besser klargekommen. Ich freue mich, dass beide Frauen am Ende ihren Frieden mit sich ausmachen konnten. Auf dem Weg dahin war ich keine gute Begleiterin. Dabei fand ich diese verschiedenen Positionen der Israelis sehr spannend - diese vielen historischen, politischen und religiösen Ansichten auf verschiedenen Zeitebenen. 

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Rezensionen zu diesem Buch