Rezension

Großartige Sprache, mehr aber auch nicht

Schicksal -

Schicksal
von Zeruya Shalev

Bewertet mit 3 Sternen

In Zeruya Shalevs neuen Roman stehen zwei völlig verschiedene Frauen im Mittelpunkt, deren Lebenswege schicksalhaft miteinander verbunden sind. Eine davon ist die 90-jährige Rachel. In ihrer Jugend war sie in der Untergrundbewegung Lechi betätigt und kämpfte sie mit ihrer Jugendliebe, ihr erster Ehemann Meno gegen die britischen Besatzer. Heute ist sie zweifache Mutter, die keine innige Beziehung mit ihren Söhnen hat, lebt verwitwet, verbittert alleine und denkt immer wieder an die damaligen Kameraden an. Nur nicht an Meno, denn sie hat das Kapitel vor 70 Jahren als er sie verlassen hat, abgeschlossen. Bis eines Tages sie eine Frau im Theater anspricht.

Shalevs zweite Protagonistin ist 49-jährige Architektin Atara, die unbeliebte Tochter aus Menos zweite Ehe. Auch Atara in zweite Ehe verheiratet, hat eine Tochter von erste Ehe, die in den USA studiert, einen Stiefsohn und einen gemeinsamen Sohn mit Ehemann Alex. Sie war glücklich und zufrieden bis Ataras Vater sie auf dem Sterbebett liebevoll Rachel nennt. Da wusste sie, dass sie seine erste Frau suchen muss, um einige Fragen zu klären.

Mit ihren Figuren erzählt die israelische Autorin aus zwei Perspektiven eine Geschichte, die aus vorstaatliche Israel bis heute erreicht. Doch für mich war es einfach zu wenig Israel. Dafür habe ich zwischen viel zu viele, die nicht wirklich zusammenpassende Themen wie Eheprobleme, Religion, Architektur, Enttäuschungen, Muttersein, Trauma etc. gehüpft. Ja, wortwörtlich gehüpft, denn ich konnte die Themen nicht zusammen verbinden. Sie fängt mit einem wichtigen Thema an aber folgt sie nicht bis zum Ende. Israels Kultur, die Land und die Leute sind hier nur nebenbei erwähnt, was ich sehr schade fand. Auch mit den Protagonistinnen war ich enttäuscht. Persönlich fand ich Rachel und ihre Kapitel, wo sie aus den alten Zeiten erzählt hat, sehr interessant, doch je ich weiter gelesen hab, desto kürze und Bedeutungsarme sind die geworden. Und Vorgang auf für Atara! Eine schwer ichbezogene Frau, die mir nur Kopfschütteln verursacht hat. Für meinem Geschmack widmet sich die Autorin sehr detailreich an ihre Eheprobleme und an ihre Trauer.

Zeruya Shalev ist eine großartige Erzählerin doch allein ihre wortgewaltige Sprache hat es hier nicht gereicht. Das Buch ist extrem Geschmackssache und definitiv kein Schmöker zum Entspannen.