Rezension

Jeder hat sein Kreuz zu tragen im späten Mittelalter

Das Kreuz des Pilgers -

Das Kreuz des Pilgers
von Petra Schier

Bewertet mit 5 Sternen

Wenn die Autorin im Nachwort schon darum bittet, dass die Leser ihr nicht wegen der offenen Handlungsfäden und dem sich daraus ergebenden Cliffhanger erzürnen sollen, so beweist sie ein ziemlich gutes Gespür dafür, wie man sich am Ende des ersten Bandes der Pilger-Trilogie fühlen wird. Mir ist es zumindest so gegangen, ich hätte noch Stunden lang weiterlesen können, doch nun ist erst einmal Warten auf Band 2 angesagt.

Diejenigen, die schon den einen oder anderen Roman von Petra Schier gelesen haben, wissen, dass ihr Schreibstil sehr angenehm ist, ihre Charaktere lebensnah sind und einem schnell ans Herz wachsen, die beschriebenen Orte historisch korrekt dargestellt werden und ihre Geschichten reichlich Überraschungen aufweisen. Dies ist natürlich auch in Das Kreuz des Pilgers der Fall, trotzdem gibt es viele neue Ideen, die mir sehr gut gefallen haben und mich tief in die Geschichte um Reinhild, Conlin und Palmiro hineingezogen haben.

Die drei Hauptcharaktere strotzen nur so vor Geheimnissen, denen man langsam auf die Spur kommt. Neben dem Kreuz, dass schon in anderen Büchern eine wichtige Rolle spielte, tauchen auch einige altbekannte Charaktere wieder auf und haben bei mir für begeisterndes Schmunzeln gesorgt.

 

Die Geschichte spielt diesmal im Jahr 1379 in Koblenz. Reinhild verliert ihren Mann bei einem Raubüberfall und findet Trost bei ihren guten Freunden und der Familie. Die drei Hauptcharaktere sind völlig unterschiedlich und trotzdem vereint darin, dass sie gemeinsam aufgewachsen sind. Alle drei stehen an Wendepunkten in ihren Leben, die sie zu neuen Herausforderungen führen, die wohl nur gemeinsam zu meistern sind.

Natürlich gibt es noch zahlreiche Nebenfiguren, die ebenfalls durch die Bank weg klasse sind. Selbst Oswald, Conlins Bruder macht das, was er macht, so hervorragend, dass er einfach in jedem die von der Autorin gewünschten Gefühle auslösen wird.

Der Klappentext lässt vermuten, dass sich die Handlung nur um Reinhild dreht, doch für mich ist eher Palmiro Zentrum der Geschichte. Er scharrt ein paar besondere Gestalten um sich, von denen ich nur Mathys le Smithy, Nilda und Minta erwähnen möchte. Er hält die Handlung zusammen, ist Träger des Kreuzes und scheint auch die meisten Geheimnisse zu haben.

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es weitergehen wird, habe das Buch verschlungen, wie es mir bisher bei jedem Roman der Autorin ergangen ist, und kann die Geschichte um das Kreuz des Pilgers nur jedem empfehlen, der gerne gute Bücher liest. Es geht um Liebe, Verrat, Glauben, Familie und vieles mehr und ich könnte noch so viel verraten, doch das hieße ja Spielverderber zu sein. Man möge mir einfach glauben, dass es sich lohnt, bei den Bewohnern des mittelalterlichen Koblenz vorbeizuschauen.