Rezension

Gute Grundidee, der es leider an Tiefe fehlt

Matching Night, Band 1: Küsst du den Feind? -

Matching Night, Band 1: Küsst du den Feind?
von Stefanie Hasse

Bewertet mit 3 Sternen

Das Cover, das man vermutlich nur wirklich gut zusammen mit dem zweiten Teil beurteilen kann, war einer der Hauptgründe dafür, dass ich das Buch unbedingt lesen und wohl auch gut finden wollte. Mir gefällt, wie die Schwinge des Raben gerade so viel der Figure enthüllt, dass man sich deren Kleid und die Umgebung vorstellen kann, aber man immer noch eigenen Interpretationsspielraum für das Aussehen von Cara hat. Zudem passen die Rabenflügel sowohl auf dem Cover als auch auf dem Rücken der beiden Bücher perfekt zueinander, sodass sie, wenn sie nebeneinanderstehen, ein Bild ergeben. Ich bin ein großer Fan von solchen Kleinigkeiten und habe mich deswegen wirklich auf die Geschichte gefreut. 

Leider hat mich diese abschließend nicht wirklich überzeugt, obwohl sie zunächst einmal gut klang: Cara hat es auf das berühmte Elite-College St. Josephs geschafft, doch leider ohne das so bitter erforderliche Stipendium, sodass sie in den ersten Wochen an ihrer neuen Universität mehr schlecht als recht übersteht. Doch dann eröffnet sich ihr die Möglichkeit, die finanziellen Probleme während es ihres Studiums ein vor allemal hinter sich zu lassen: Sie könnte der berühmten Studentenverbindung der Ravens beitreten, in deren wunderschönen Verbindungshaus leben und auch noch ein mehr als üppiges Stipendium erhalten. Damit könnte Cara sich voll und ganz auf ihr Studium konzentrieren, doch es gibt einen Harken, denn sie muss zunächst eine Aufnahmezeremonie bestehen. Dort muss sie zusammen mit einem völlig unbekannten Mann ein Paar bilden, der gleichzeitig ein Anwärter der Schwesterverbindung der Lions ist. Sie muss mit ihm nicht nur verschiedene Aufgaben erfüllen, sondern auch alle überzeugen, dass sie wirklich zusammen sind. Das ist gar nicht so leicht, denn ihre beste Freundin Hannah warnt sie immer wieder vor der gefährlichen Verbindung und es gibt nicht nur einen Mann, der Caras Herz höher schlagen lässt…

Der Schreibstil des Buches gefiel mir zu Beginn des Buches wirklich gut, weil er leicht und flüssig zu lesen war. Man kam dadurch extrem gut in die Geschichte und ich habe vor allem die ersten Kapitel nur so verschlungen, doch leider hatte ich das Gefühl, dass der Schreibstil zusammen mit der Tiefe der Story im Laufe des Buches nachließ. 

Am Anfang fand ich die Idee einer Collegegeschichte, in der Verbindungen im Fokus stehen, extrem spannend, weil sie sonst in Young Adult Romanen eine eher untergeordnete Rolle spielen. Deswegen war ich sehr gespannt, wie das Aufnahmeritual ablaufen wird und wie das Leben in einer Verbindung im Allgemeinen aussehen würde, allerdings hat das nicht so richtig die Aufmerksamkeit erhalten, die ich mir gewünscht hätte. Dafür hätte man dem Ganzen einfach mehr Aufmerksamkeit widmen müssen, aber ich finde die Story an sich entwickelt sich einfach viel zu schnell. Cara zieht ein, trifft ein paar Leute, mag ein, zwei, muss sich mit Josh zusammentun und die Aufgaben erfüllen und gefühlt ist das Buch dann schon wieder vorbei. Mein Problem dabei ist vor allem, dass man im Prinzip nichts von ihrem Alltag mitbekommt, sie muss nie in ihre Kurse, sondern plötzlich steht nur noch die Verbindung im Vordergrund. Ich verstehe das sogar, schließlich gibt es für Cara auch kein Studium ohne die Unterstützung durch die Verbindung, aber es kommt nie zur Sprache, dass es sich wirklich auf ihren Alltag auswirkt, was man ja eigentlich vermuten sollte. Stattdessen scheint sie ihr Studium ohne Probleme zu meistern, obwohl sie am Wochenende dauernd auf Bällen für die Verbindung ist und während der Woche ist sie auch nicht regelmäßig in ihren Kursen, weil sie ja so viel Zeit mit Josh verbringen muss. Damit hätte ich allerdings noch leben können, wenn wenigstens die Aufgaben genauer beschrieben worden wären, aber auch die kamen mir zu kurz, wurden nur am Rande beschrieben und waren teilweise wirklich viel zu leicht ohne Hürden oder große Schwierigkeiten zu meistern. Ich sage nicht, dass die ganze Geschichte unglaublich langweilig ist, aber sie hat dann doch sehr lange gebraucht, um einen Spannungsbogen zu entwickeln und hatte dann noch immer einige Logikfehler, die mir die Geschichte ein bisschen verdorben haben.

Zudem haben mich die Charaktere ebenso wenig überzeugen können. Während ich Cara vor allem zu Beginn der Story noch durchaus mochte, wurde ich mit den männlichen Protagonisten so gar nicht warm. Ich mag, wie sehr sie am Anfang dafür arbeitet, auf das College zu können und wie gerne sie ihrer Familie danken möchte, indem sie möglichst hart arbeitet. Allerdings hätte ich die Fehlschläge zu Beginn gerne miterlebt, weil man sie so schwer greifen kann. Man lernt weder ihre Familie kennen, die durch ihren Einsatz Cara auch unbewusst unter Druck setzten noch erlebt man, wie sie immer wieder Rückschläge einstecken muss, wie das Zimmer, das sie nicht beziehen kann, um sie als Person besser verstehen zu können. Es fehlt dadurch am Anfang einfach was, wie auch das Kennenlernen mit Tyler. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt einen wirklichen Zugang zu ihm, weil ich es zwar ganz nett fand, dass er ihr immer Essen mitgebracht hat, aber ich fand ihn weder süß noch heiß noch besonders anziehend, deswegen habe ich auch null verstanden, ab wann sich das für Cara geändert hat. Ich habe schlicht den Punkt verpasst. So ging es mir mit Josh allerdings auch, wobei ich den fast noch ein bisschen lieber mochte als Tyler. Aber für die plötzliche Abneigung von Cara nach den Speed Dates gab es so keinerlei Grund, dass ich leicht irritiert war. Wenn er schon da furchtbar arrogant gewesen wäre, legitim, aber da fand ich ihn recht okay und habe ihr Problem schlicht nicht verstanden. 

Alles in allem wollte ich das Buch wirklich, wirklich mögen, nicht nur wegen des wunderschönen Covers, sondern auch weil ich die Grundidee der Story wirklich mochte, aber leider fehlt dieser deutlich an Tiefe und Emotionen. Die Charaktere bleiben teilweise bloß klischeehafte Abziehbilder und es fehlt deutlich an dem besonderen Etwas. Das konnten leider auch der recht gute Schreibstil und der zugegeben gut gesetzte Cliffhanger nicht retten.