Rezension

Eine Liebe in dunklen Zeiten

Die Übersetzerin -

Die Übersetzerin
von Jenny Lecoat

Bewertet mit 5 Sternen

          Die Autorin Jenny Lecoat hat bei ihrem ersten Roman, „Die Übersetzerin“, auf Tatsachenmaterial aus der Geschichte der Kanalinseln zurückgegriffen.
Die Jüdin Hedy ist vor den Nazis aus Österreich auf die Kanalinsel Jersey geflohen; nach der Besetzung durch die Nazis also vom Regen in die Traufe gelangt. Um nicht zu verhungern bewirbt sie sich bei den deutschen Besatzern erfolgreich als Übersetzerin, aber niemand weiß dort von ihrem sorgsam gehüteten Geheimnis. Und dann verliebt sie sich in einen deutschen Soldaten.
Ich war von Anfang an beeindruckt, welcher Gefahr sich Hedy ausgesetzt hat und wie es ihr über eine so lange Zeit gelungen ist, nahezu unsichtbar zu bleiben, getragen von einem unbändigen Überlebenswillen. Auch ihre Gedanken und Handlungen konnte ich gut nachvollziehen. Ihr eigener kleiner Widerstand gegen die Nazis, Benzingutscheine zu stehlen und dem Inselarzt zuzustecken, war schon sehr mutig. Das Gefühlschaos, das Kurt in ihr ausgelöst hat, war förmlich greifbar und nur zu verständlich. Und es hat wieder einmal mehr gezeigt, was Liebe bewirken und aushalten kann.
Auch wenn hauptsächlich Hedy im Focus steht beschreibt ihre Situation auch die der anderen Inselbewohner. Abgeschnitten vom Festland und Versorgungsmöglichkeiten ging es vor allem um das nackte Überleben, da die Nahrungsmittel, die auf der Insel vorhanden waren, zunächst an die Besatzer abgeliefert werden mussten. Die Autorin hat diese von Hunger, Angst und Verzweiflung geprägte Zeit realistisch beschrieben. Trotz dieser sehr bedrückenden Atmosphäre hat mich wieder einmal der Überlebenswille der Menschen schwer beeindruckt.

Einmal begonnen war es schwer, dass Buch zwischendurch wieder aus der Hand zu legen, denn Hedys Geschichte hat mich gefesselt. Dafür gibt es eine klare Leseempfehlung.