Rezension

bewegendes Kriegsschicksal auf Jersey

Die Übersetzerin -

Die Übersetzerin
von Jenny Lecoat

Bewertet mit 5 Sternen

Hedy ist Jüdin und wegen der Verfolgung durch die Nazis aus Wien geflohen. Auf der Kanalinsel Jersey hofft sie vor ihnen sicher zu sein. Eine Hoffnung, die sich nicht bewahrheitet, denn auch hier ist die deutsche Wehrmacht präsent und Hedys Ausweis stempelt sie als Jüdin ab.

Trotzdem findet sie bei den Besatzern einen Job als Übersetzerin, was nur der Tatsache, dass es an Übersetzern mangelt, geschuldet ist. Hier lernt sie auch den Leutnant Kurt Neumann kennen und lieben. Doch diese Liebe steht unter keinem guten Stern…

Mich hat dieses Buch von Anfang an gefangen genommen. Die Autorin hat die Hauptfigur >Hedy Bercu< so wunderbar beschrieben, dass man beim Lesen bei all ihrer Not mitgelitten hat. Ihre anfängliche Angst sich auf Kurt einzulassen, auch wenn ihr Herz sich nach seiner Nähe gesehnt hat, konnte ich sehr gut nachvollziehen. Schließlich gehörte er zu den Besatzern und der damaligen Zeit musste man sehr vorsichtig sein. Um so mutiger fand ich ihre Entscheidung wöchentlich Benzingutscheine zu stehlen und dem örtlichen Arzt für seine Krankenbesuche zu geben sehr mutig.

Die Geschichte hat mir auch vor Augen geführt, dass der erste Eindruck nicht immer der Richtige sein muss. Ich denke da an Dorothea Weber. Die Frau, die Hedy anfangs ablehnt, weil sie in ihr nur eine stets lustige, aber keinesfalls intelligente oder gar kuragierte junge Frau sieht. Aber Dorotheas Persönlichkeit wächst mit den Anforderungen und Entbehrungen in der Besetzungszeit. Sie zeigt Mut und wird Hedy zu einer verlässlichen und treuen Freundin. Ich habe diese Frau bewundert und gemocht.

Anschaulich schildert die Autorin die Verhältnisse auf den Kanalinseln. Zwar haben hier die Alliierten keine Bombardierungen vorgenommen, doch dafür kamen die Menschen hier kaum an Essen heran. Was auf den Inseln produziert wurde, haben die Deutschen einkassiert. Hunger ein steter Begleiter, Hilfe nicht in Sicht. Wie verzweifelt mussten diese Menschen gewesen sein.

Ich fand das Buch sehr anrührend und kann es zu 100 % weiterempfehlen. Von mir gibt‘s 5 Lese-Sterne.