Rezension

Ein unglaublich starkes und gutes Buch

Die Übersetzerin -

Die Übersetzerin
von Jenny Lecoat

Was für ein besonderes Buch! Ich brauche definitiv mehr davon! Mir ist einfach bewusst geworden, dass ich viel zu selten historische Romane lese.
Inhalt
Es geht um Hedy, eine jüdische junge Frau, die im zweiten Weltkrieg aus Not einen Job zur Übersetzerin im Lager der Deutschen auf den englischen Kanalinseln annimmt. Dabei lebt sie in ständiger Angst, dass jemand sie entdeckt und ihre Wahrheit ans Licht kommt. Sie verliebt sich dann aber ausgerechnet in Kurt, einen deutschen Wehrmachtsoldaten und dieser erwidert ihre Liebe. Als Hedys Deckung eines Tages aufliegt, muss ein ungeheuerlicher Plan geschmiedet werden …

Wow, das Buch war richtig gut! So bildgewaltig und emotionsgeladen, sowie realistisch. Zwischen den Zeilen stand so unglaublich viel, die Unterdrückung, die ständige Angst und Skepsis, aber auch die kleinen sonnigen Momente haben mir oftmals eine Gänsehaut beschert. Über allem lagen diese Düsternis und ein beklemmendes Gefühl, aber ich war ganz und gar im Buch, an diesem Ort, auf dieser Insel. Es war das berühmte „Kino im Kopf“ und ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Es ist mir unbegreiflich, wie grausam Menschen sein können und ich habe mal wieder gelernt, dass wir nicht oft genug danken können, in was für einer Zeit wir leben. Welcher privilegierte Reichtum uns umgibt, ohne dass wir ihn täglich wertschätzen. Hedys Situation ist furchtbar, sie ist ein Sinnbild für all die Menschen, denen es ähnlich in dieser Zeit ergangen ist oder noch schlimmer. Sie ist eine von wenigen Überlebenden.
Auch wenn wir viel über die Schrecken von Kriegen und speziell die des zweiten Weltkrieges hören, ist es doch schwer zu begreifen. Ich habe aber das Gefühl, dieses Buch hat mich ein wenig nähergebracht, um es wenigstens im Entferntesten mit zu durchleben. Umso heftiger ist die Vorstellung, dass das Buch auf einer wahren Begebenheit beruht und alles auch wirklich stattgefunden hat. Dahinter steckt neben Herzblut und enormer Recherchearbeit der Autorin sicherlich noch so viel mehr.
Ich hätte nicht gedacht, dass die Geschichte tatsächlich über so einen langen Zeitraum erzählt wird, aber es wurde wirklich von 1940 bis 1946 erzählt. Dadurch gab es auch einige größere Zeitsprünge, die teilweise etwas verwirrend kamen, aber auch genau richtig waren.
Ich habe das Buch innerhalb der letzten zwei Tage durchgesuchtet, aber auch wenn das Buch „nur“ 300 Seiten hatte, habe ich ungewöhnlich lange dafür gebraucht. Das lag vermutlich zum einen daran, dass die Schrift eher klein war, zum anderen waren die Sätze etwas lang und komplex, wodurch der Lesefluss ein wenig gestört wurde. Letztendlich hat nur das dazu beigetragen, warum das Buch kein Jahreshighlight geworden ist.
Hedys Geschichte hat mich zutiefst beeindruckt und vor allem auch überrascht, ich habe hier ganz neue Sichtweisen kennengelernt. Diese Geschichte werde ich nicht so schnell vergessen und bestimmt noch einige Male lesen, große Herzensempfehlung!