Rezension

Zu später Nervenkitzel

Stiefkind - S. K. Tremayne

Stiefkind
von S. K. Tremayne

Der zweite Thriller von S. K. Tremayne, welcher am 01. `16 erscheinen wird & mein erstes Buch des Autors. Dank vorablesen.de & dem Knaur-Verlag durfte ich das Buch bereits jetzt lesen. Aufgrund von Cover & Titel wurde ich neugierig & der Klappentext hatte mich dann endgültig ~ ein eindringlicher letzter Satz!
Ein Psychothriller! Somit habe ich mich auf Spannung und Nervenkitzel gefasst gemacht. Dies jedoch wurde mir erst nach ca. 200 Seiten vermittelt ~ schade! Denn der Autor kann, dazu aber später mehr. Nun erst einmal zum schleppenden Anfang, bis hin zum nervenaufreibenden hindurch fliegen der Seiten.

Auf dem Klappentext steht, Jamie sei nicht wie andere Kinder, er könne sehen was die Zukunft bringt. Klingt nach einem mystischen Thriller. Besonders zum Ende vermittelt das Buch eine unheimliche Stimmung und doch entwickelt sich die Geschichte nicht so, wie man auf den ersten Blick glauben mag.

Im Fokus stehen am Anfang jedoch die Morvellan Mine und das Haus der Familie Kerthen. Hier schildert Rachel aus der Ich-Person heraus wie sie ihre erste Zeit auf dem Anwesen erlebt, sich mit Davids Mutter bekannt und mit dem Haus vertraut macht. Zu eben diesem Haus gehört eine Jahrzehnte zurückliegende Familiengeschichte. Und darum geht es vorerst, das Haus, die Minen und seine Geschichte. Das frische Eheleben und wie verbunden sich Rachel zu ihrem Stiefsohn Jamie fühlt.

Doch die ersten Risse werden sichtbar. Zunächst Davids,
„Wie viel wusste sein Sohn? […] Was hatte er gesehen oder gehört?„ [S. 48]
 dann Rachels:
„[…] ich bin blockiert, wie immer. Kann nicht reden, darf nicht reden. Wenn ich wirklich alles erzähle, schickt er mich vielleicht weg.„ [S. 57]

Eine Spannung wird erzeugt, eine Neugierde auf die Geheimnisse wird geschürt. Doch leider schafft der Autor nicht dies zu halten. Immer wieder werden ausführlich die Minen & ihre Herkunftsgeschichte erläutert, ebenso der innige Wunsch Rachels schwanger zu werden:
„Eine Schwangerschaft wäre der Ausweg aus allen Ängsten […]. Damit alles gut wird.„ [S. 64|65]
Auch wenn Rachel aus der Ich-Perspektive berichtet und ich Einblicke in ihre Ängste und Gedanken habe, wurde sie mir weder wirklich sympathisch, noch habe ich gänzlich mit ihr gefühlt. Am Ende werden viele Handlungen und Gedanken erklärt und dennoch ergibt es kein rundes Gesamtbild, da einiges nicht nachvollziehbar offen gelegt wird.

Rachel bringt ein düsteres Geheimnis mit, aber besonders neugierig machen die wenigen Kapitel aus Davids Sicht. Hier hat der Autor nicht nur zu einem weiteren Blickwinkel gegriffen, sondern wechselt auch zur personalen Erzählperspektive. Die wenigen Kapitel, die kleinen Gespräche mit seinem Sohn:
„Du darfst nie über das sprechen, was in der Nacht damals passiert ist […]“ [S. 110]
 Hinzu kommt Jamies auffälliges Verhalten, welches immer unheimlicher wird, je näher Weihnachten rückt.

Ab der zweiten Hälfte entwickelt sich das Buch zu einem richtigen Pageturner! Ich glaubte zu ahnen worauf es hinausläuft & konnte es doch nicht greifen. Eine düstere und unheimliche Stimmung baut sich auf und jeder Verdacht wird einige Seiten wieder zerstreut.

Der erste Teil des Buches beschäftigt sich zu detailliert mit dem Anwesen und seiner Vergangenheit, welche nur sekundär mit der Geschichte verknüpft ist & auch das Ende konnte mich nicht vollends zufrieden stellen. Zwar hatte ich mit dem Ende nicht gerechnet, es werden aber leider auch einige Fragen nicht nachvollziehbar erläutert. Dafür ist der zweite Teil ein grandioser Pageturner!

Ein Buch zum einen zu ausschweifend, zum anderen absolute Spannung ~ die Mischung war nur leider nicht ganz die Richtige.